Blau-Weiß Kerpen vs. SV Sötenich 0:0
Blau-Weiß Kerpen

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vs.
SV Sötenich 0:0

SV Sötenich




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Ticket
ca. 120 Zuschauer

Man sollte annehmen, daß die Menschen im Jahr 1919 andere Probleme hatten als Sportvereine zu gründen, Jahnstadion denn der 1. Weltkrieg war gerade mal im Vorjahr beendet worden. Dennoch nahm man offensichtlich die sportlichen Aktivitäten wieder auf, denn am heutigen Tag treffen gleich zwei Mannschaften aufeinander, die die Zahl 1919 im Vereinszeichen führen und als Gründungsdatum angeben. Aus der Kronik des SV BW Kerpen ist zu entnehmen, daß es am Anfang eher die Leichtathletik war, der man sich verschrieben hatte, aber inzwischen wird schon lange Fußball gespielt und in der kommenden Saison könnten die Blau-Weißen sogar in der Verbandsliga spielen, denn man wäre schon jetzt Tabellenführer, wenn man die beiden ausstehenden Partien als Siege in die Bilanz einrechnet. Einer dieser beiden Siege müßte also heute gegen den SV Sötenich her, der abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz liegt und als künftiger Bezirksligist kaum in der Lage sein sollte, einem Aufstiegsaspiranten Widerstand zu leisten.

Die Spielanteile sind dann auch deutlich zugunsten der Hausherren verteilt, die vor allem in der Anfangsphase ein ums andere Jahnstadion Mal zu guten Chancen kommen und mehrmals haarscharf am 1:0 scheitern. Das Versagen vor dem Tor - anders kann man es in mindestens zwei Szenen nicht ausdrücken - scheint den Kerpenern nach und nach an die Moral zu gehen, denn die Zahl der Chancen nimmt mit zunehmender Spielzeit ab und in der zweiten Hälfte sind kaum noch Gelegenheiten für die Hausherren zu vermelden - der SV Sötenich zeigt ohnehin so gut wie keinen Zug zum Tor und scheint sich angesichts der Tatsache, daß bei diesem Rückstand nur noch Siege helfen, bereits aufgegeben zu haben. Am Ende scheint das torlose Remis fast unausweichlich und es sieht so aus, als könnte da höchstens noch ein Elfmeterpfiff für Abhilfe sorgen. Der bleibt aber ebenso aus wie eine elfmeterreife Szene und so ist eine andere Standardsituation - ein Freistoß aus vielleicht 20 Metern - die größte Torchance der zweiten Hälfte, aber an dem enttäuschenden 0:0 kann auch die nichts ändern, so daß die Blau-Weißen jetzt vier Punkte hinter dem heute siegreichen neuen Tabellenführer von Westwacht Aachen zurückliegen, der wie BW Kerpen noch ein Spiel im Rückstand ist. Sötenich hat übrigens noch ein Spiel weniger abgeleistet, so daß man trotz seines Rückstands noch nicht verloren ist - aber ein wenig mehr Offensivdrang als heute werden die Kicker aus der Eifel schon brauchen, um die Klasse zu halten.

Trotz sommerlicher Temperaturen haben sich nur recht wenige Zuschauer im Jahnstadion eingefunden und eine echte Fußballatmosphäre Jahnstadion kommt nicht auf, auch wenn es hin und wieder ein paar Zwischenrufe gibt, die sich meist um die Chancenauswertung der Hausherren drehen und deren Zahl im zweiten Abschnitt von daher zusammen mit der Zahl der Torchancen für die Hausherren zurückgeht. Ein Blick in die Chronik der Hausherren zeigt übrigens, daß das nicht immer so gewesen ist. Gleich bei einem der ersten Meisterschaftsspiele des SV Blau-Weiß soll es gegen den Lokalrivalen Efra Gymnich zu einer "unbändigen Prügelei" gekommen sein. "Über 300 Zuschauer", so berichtet man, "beteiligten sich daran. Unter Hinterlassung ihrer Zivilkleidung suchten die Grün-Weißen ihr Heil in der Flucht und wurden bis zum Gymnicher Scheid verfolgt. Dort sammelte die Polizei Teile der Platzumzäunung, Eckfahnen, Fahrradluftpumpen und sonstige Schlagwaffen ein." Später soll es ausgebuchte Sonderzüge gegeben haben, so daß weitere Fans die Mühe auf sich genommen haben, mit gerade mal 15 Stundenkilometer schnellen Traktoren zum Auswärtsspiel zu fahren. (Für Details siehe Website von BW Kerpen)

Obwohl das Jahnstadion Jahnstadion direkt in der Innenstadt von Kerpen liegt - direkt nebenan findet sich unter anderem das Rathaus - macht die Anlage zumindest von innen betrachtet einen eher idyllischen Eindruck, denn die Aussicht ist von den zahlreichen Bäumen geprägt, die den Sportplatz umgeben. Der verfügt über eine recht raumgreifend angelegte, wenn auch nicht ausgezeichnete Laufbahn, die aus Sicht der Fußball-Zuschauer natürlich eher überflüssig ist und für einen unschönen Abstand zum Platz sorgt. Dafür ist immerhin auch etwas Ausbau vorhanden, so kann man sich auf einer Längsseite auf drei Betonstufen niederlassen - auf der oberen sind sogar einige Stühle angeschraubt und sorgen so für bequeme Sitzplätze - und gegenüber gibt es sogar derer sieben, wenn auch nur vier davon über die gesamte Platzbreite laufen. Insgesamt ist das Jahnstadion im Rahmen der Verhältnisse der Spielklasse der Hausherren also durchaus sehenswert, auch wenn man noch mal aufsteigen sollte. Ein wenig Obacht geben muß der geneigte Besucher allerdings bei Abendspielen in den Wintermonaten, denn ein Flutlicht gibt es nicht am Hauptplatz, so daß dann wohl auf dem hinter der Gegengeraden liegenden Nebenplatz gespielt wird.


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