Marek Dupniza vs. Botev Plovdiv 1:0
Marek Dupniza

Marek Dupniza
vs.
Botev Plovdiv 1:0

Botev Plovdiv



Bulgarischer Fußballverband
Anmerkungen zur verwendeten Transkription




Letztes Spiel: Politehnica AEK Timisoara vs. Steaua Bucuresti 10.04.2004, Bonchuk, Wisscha Liga
Nächstes Spiel:  AS Trenčin vs. Dukla Banská Bystrica

Ticket
ca. 1200 Zuschauer

K:\grounds\dupnitza.htmBulgarien gehört im Jahre 2004 weiterhin zu den ärmsten Ländern Europas und auch der Fußball besitzt in dem südosteuropäischen Staat Bonchuk - Außenansicht keinen allzuhohen Stellenwert - vorbei sind die Zeiten, als in der Saison 1963/64 ein Zuschauerschnitt von etwa 18000 in der ersten Liga erreicht wurde und auch die Fußball WM 1994, als Bulgarien einen überraschenden vierten Platz erreichte und dabei auch Titelverteidiger Deutschland zur Strecke brachte, ist inzwischen vergessen. Dabei hatte sie vor vier Jahren eine Euphorie ausgelöst, die die andauernde Wirtschaftskrise vergessen machte und Hristo Stoichkov zur großen Identifikationsfigur machte, der einzigen in der bulgarischen Gesellschaft, wie 1996 in einer wissenschaftlichen Studie festgestellt wurde1. Marek Dupniza gehörte in den 60er und 70er Jahren halbwegs durchgängig zur ersten Liga des Landes, auch wenn das gar nicht so leicht zu erkennen ist, hörten doch Stadt und Verein bis 1992 auf den Namen Stanke Dimitrov. 1978 konnte man einmal den sogenannten Sowjetpokal gewinnen, der damals die Stelle des erst 1981 eingeführten nationalen Pokalwettbewerbs einnahm und später in den Liga-Pokal Profi-Liga Kupa umgewandelt wurde. Nach einer UEFA-Cup-Teilnahme 1977 konnten die Kicker aus dem gut 60 Kilometer südwestlich von Sofia gelegenen Dupniza zu Beginn der aktuellen Saison mal wieder im internationalen Geschäft mitmischen, als man im UI-Cup aktiv war, wo man in der zweiten Runde am VfL Wolfsburg scheiterte, nachdem man in Runde eins gegen Videoton Szekesfehervar aus Ungarn siegreich gewesen war. Mit 27 Punkten steht Marek in der laufenden Saison eher in Reichweite der Abstiegszone, was für den Gegner von Botev Plovdiv freilich eine Verbesserung wäre, belegen die die Gäste doch mit 18 Zählern mit einem Punkt Rückstand einen Abstiegsplatz. Botev konnte immerhin schon zwei Meistertitel und einen Sowjetpokal erringen, aber das ist ein paar Tage her und seit 1967 kam nichts mehr zum Tafelsilber des Teams hinzu, aber Mitte der 90er Jahre gab es noch mal einen kleinen Höhenflug mit mehreren UEFA-Pokal-Teilnahmen.

Nur selten können die Akteure des heutigen Spiels überzeugen, wobei die Hausherren deutlich stärker bemüht sind, dem Bonchuk - Tribüne Spiel ihren Stempel aufzudrücken und bis zum Strafraum auch einen halbwegs guten Spielaufbau zustande bringen. Dort rennt man sich dann aber immer wieder an der massiven Deckung von Botev fest und so kommt es - gerade weil auch Schüsse aus der zweiten Reihe bei Dupniza nicht gerade beliebt sind - nur sehr selten zu Szenen, die auch nur annäherungsweise die Bezeichnung Torchance verdient hätten. So sieht es dann auch lange so aus, als würde man mit einem torlosen Remis in die Pause gehen, doch kurz vor dem Abpfiff der ersten Hälfte kommt es dann doch noch zu einem Treffer für die Hausherren. Ein äußerst umstrittenes Tor ist es, das Marek Dupniza erzielt, denn die Kicker von Botev und ihre Fans sind der Meinung, daß der Kopfball, durch den das Leder nach einem Freistoß ins Tor verlängert wird, aus einer Abseitsposition zustande gekommen ist. Obwohl sie den Schiedsrichter und seinen Assistenten an der Linie massiv bestürmen, erreichen sie natürlich keine Änderung der Entscheidung und so bleibt es beim 1:0 für Marek, das auch nach 90 Minuten Bestand hat. Vielleicht hätten die Botev-Kicker ihre Energie mehr für das verbleibende Spiel sparen sollen, denn das Temperament, mit dem sie beim Schiedsrichtergespann für eine Ergebniskorrektur eintreten, hätte vielleicht auch gereicht, eine solche Korrektur mittels Ausgleichstreffer zu erreichen. Im sportlichen Geschehen fügt man sich aber schnell in die Niederlage und auch Marek Dupniza verlegt sich in der zweiten Hälfte größtenteils auf Ergebnisverwaltung, so daß die Partie eher zähflüssig vorangeht, bis es dann endlich zum Schlußpfiff kommt.

Etwa 50 Gästefans haben sich zur Partie eingefunden, wo sie ihren Block mit zum Teil mit kyrillischen und zum Teil lateinischen Bonchuk - Kurve Zeichen beschrifteten Transparenten verziert, auf denen zum Beispiel "BARABE BOYS" und "БЕЗ БОТЕд НЯМА БЬЛГАР" (also "BES BOTEV NJAMA BULGAR", was immer das heißen mag) zu lesen ist. Dazu kommen einige Schwenkfahnen und Doppelhalter sowie eine großes Transparent mit der Aufschrift "Cruel & Vicious Force Brutal Attack". Im Away-Block kommen dann auch immer wieder Sprechchöre zustande, während es auf Seiten der Heimmanschaft weder optisch noch aktustisch allzu auffällige Unterstützung gibt. Man beschränkt sich eher darauf, den Spielverlauf mit Applaus, Geraune und Zwischenrufen zu kommentieren. Ab und zu versucht mal jemand, auf der Tribüne einen "Marek! Marek!"-Sprechchor zu etablieren, aber das verebbt schnell, wenn überhaupt jemand mitmacht. Offiziell ist heute nach einem Unfall vom Vortag, in dem in Sofia bei einer Tränengaslieferung an eine Polizeistation ein Mensch ums Leben gekommen ist, was zunächst für ein Attentat gehalten worden war, Trauer angesagt. So wehen die Fahnen auf Halbmast und es gibt zu Spielbeginn eine Gedenkminute, aber insgesamt machen die Leute nicht den Eindruck, daß ihnen der Vorfall sonderlich nahe gegangen ist. Nach dem Treffer zum 1:0 kommt es im Gästeblock noch zu etwas Unruhe und es gibt sporadische Versuche, in den leeren Pufferblock zu den Heimfans auf der Gegenseite hin zu kommen, aber im Endeffekt scheint das nicht wirklich ernstgemeint zu sein und die Botev-Fans warten dann auch auf die Polizei, die sich danach im neutralen Block aufbaut, obwohl genug Zeit gewesen wäre, ihn zu überwinden.

Das Stadion Bonchuk ist offensichtlich bereits recht alt und zum Teil in nicht allerbestem Zustand, verfügt aber durchaus über Bonchuk - Gegenseite Charakter. Eine Laufbahn ist zwar vorhanden, wird aber wohl angesichts fehlender Auszeichnung und darauf abgelagertem Geröll kaum kurzfristig nutzbar sein. In den Kurven gibt es Stehplätze, die anscheinend zum Teil aus umgewandelten Sitzplätzen bestehen, deren Halterungen noch vorhanden sind. Im mittleren Bereich der Gegenseite gibt es Holzbänke, die ebenso wie die Stufen, auf denen sie installiert sind, mit einem Marek-Vereinszeichen auf blauem Hintergrund bemalt sind. In den beiden angrenzenden Blöcken sind die Holzbänke, aber nicht mehr die Stufen in blau bzw. rot, also den Vereinsfarben von Marek bemalt. Oberhalb des Marathontors in einer Kurve gibt es eine große Anzeigetafel, die allerdings außer Betrieb ist. Die Hauptseite ist mit einer teilweise überdachten Tribüne versehen, die mit roten Plastikschalen bestückt ist, wobei die allerdings zum Teil recht locker in ihrer Verankerung sitzen. Die Überdachung ist übrigens in den äußeren Bereichen der Tribüne tiefer als im mittleren Bereich - vielleicht wurde sie hier später und eben etwas umfangreicher nachgerüstet. In diesem äußeren Bereich gibt es so also ein paar mehr überdachte Sitzreihen als in der Mitte. Man darf übrigens ohne ein zusätzliches Entgelt zu entrichten, seinen Platz innerhalb des Stadions frei wählen und sich also unter anderem auf den Sitzen der Haupttribüne niederlassen, von wo es nicht nur beste Sicht aufs Spielfeld, sondern auch auf die hinter der Gegenseite aufragenden hohen Berge gibt, die mit ihren teils schneebedeckten Gipfeln ein durchaus schönes Panorama abgeben. Der Eintrittspreis von 2 Leva (etwas weniger als einem €) nimmt sich als vergleichweise günstig aus, das relativiert sich dann wieder aber gemessen am bulgarischen Pro-Kopf-Einkommen von 1150 US$ pro Jahr (laut Erdkunde online).

1 nach Werner Skrentny: Das große Buch der Deutschen Fußballstadien, Göttingen (2001), Verlag die Werkstatt

Bonchuk - Blick in die Kurve

Bonchuk - Tribüne Detail


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