Śląsk Wrocław vs. Odra Opole 1:1
5500 Zuschauer
... man peilt an, auf dem dritten Platz abzuschließen und sich so für Aufstiegsspiele gegen den Drittletzten des Oberhauses zu qualififizieren. So heißt es im Bericht vom letzten Besuch von groundhopping.de bei Śląsk Wrocław, der gerade mal einen guten Montag zurückliegt. Vier Spieltage vor dem Ende der Spielzeit hat sich daran nicht viel geändert, denn die Schlesier belegen einen Punkt hinter dem Dritten Piast Gliwice den vierten Tabellenplatz. Vielleicht ist sogar mehr drin für die Schlesier, denn der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz - zur Zeit belegt von Aufsteiger Znicz Pruszków, der sich zum Durchmarsch anzuschicken scheint - scheint mit vier Zählern auch noch nicht unüberbrückbar. Heute hat man es mit den Oberschlesiern von Odra Opole zu tun und das Spiel gegen das Team aus der gut 100 Kilometer entfernten Stadt mit deutschem Namen Oppeln kann man mit etwas gutem Willen noch so eben als Derby durchgehen lassen. Eigentlich spricht heute alles für die Gastgeber, denn die Gäste von der Oder haben ganze 22 Punkte weniger auf dem Konto als Śląsk, aber zum einen benötigen sie selbst noch ein paar Punkte, um nicht zum Saisonende in akute Abstiegsgefahr zu geraten, und zum anderen - siehe oben - ist es eben zumindest "eine Art Derby" und in solchen Spielen gibt es oft mehr Einflüsse als den bloßen Leistungsstand der Teams. Daß auch die Relegation/Qualifikation schlecht für das höherklassige Team ausgehen kann, weiß man in Opole vom eigenen Aufstieg 2006, bei dem sich Odra im Elfmeterschießen gegen Radomiak Radom behaupten konnte, nachdem es in Hin- und Rückspiel jeweils 1:1 ausgegangen war.
Die heutige Partie findet zu großen Teilen in der Hälfte der Gäste statt, denn es ist eindeutig Śląsk Wrocław, daß dem Spiel seinen Stempel aufrückt und die Gäste immer wieder in die Defensive drängt. Vor allem in der ersten Halbzeit gibt es kaum Entlastungsangriffe von Odra Opole und so kann man sich glücklich schätzen, mit einem torlosen Remis in die Pause zu kommen. Acht Minuten nach der Pause ist es Tomasz Szewczuk, der für die hochverdiente Führung der Gastgeber sorgt und Śląsk scheint angesichts der Tatsache, daß während der ersten Hälfte ein Rückstand von Piast Gliwice gemeldet wurde, auf einem guten Weg zu sein. In der Folge bleiben die Gastgeber das bessere Team, auch wenn sich Odra Opole jetzt ebenfalls auf die Offensive besinnt und dabei gelegentlich zu guten Chancen kommt. Mit dem Ausgleich dürfte trotzdem so gut wie niemand rechnen und dennoch heißt es am Ende 1:1, nachdem die Gäste in der Nachspielzeit zum Ausgleichstreffer kommen und somit zu einem Zeitpunkt, der eine Reaktion unmöglich macht.
Auf beiden Seiten herrscht zu Beginn der Partie eine gute Stimmung - allerdings gibt es keine besonderen Intros. Auf Heimseite ist es vor allem die Gegenseite, von der der Support ausgeht, während die Gäste natürlich in dem Gästekäfig hinter einem Tor untergebracht sind, der gut gefüllt ist, so daß man davon ausgehen darf, daß Odra sein Ticketpotential voll ausgeschöpft hat. In der zweiten Hälfte gibt es dann auch noch eine Aktion der Gäste, bei der man seinen Block mit kleinen Schwenkfahnen in den Vereinsfarben Rot und Blau präsentiert, ansonsten befleißigen sich beide Seiten, in akustischem Support mit Sprechchören, rhythmischem Klatschen und Ähnlichem. Zwei Mißtöne gibt es freilich noch - beide während der ersten Hälfte. Zunächst kassiert der Ordnungdienst ein Transparent der Heimfans ein, das zuvor von einem Innenraumtor auf einen anderen Bereich des Zauns umgehängt werden mußte - was aber ziemlich streßfrei über die Bühne gegangen ist. Innerhalb von Sekunden sind die Eigentümer des Transparentes am Zaun, um gegen die Aktion zu protesterieren, und nach wenigen Minuten tummeln sich einige Hundert Fans in dem Bereich, um es zurückzuerobern. Das provoziert einen Polizeieinsatz, bei dem alles niedergeknüppelt wird, was sich bewegt, und durch den Zaun aus nächster Nähe massiv Tränengas gegen die Fans eingesetzt wird. Später kommt es auf der Gegenseite zu rassistischen Äußerungen gegen Opoles schwarzen Brasilianer Filipe, der das nicht tatenlos hinnimmt, sondern sich mit provokanten Gesten gegen die Schmähungen zur Wehr setzt. Das führt zu einer Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter und einer Durchsage durch den Stadionsprecher, der versucht, die Leute zu beruhigen, und dabei auch den ermutigenden Zwischenstand aus Gliwice meldet. Am Ende hat der Konkurrent übrigens mit 2:1 gewonnen, was natürlich einen empfindlichen Rückschlage für die Bemühungen von Śląsk Wrocław bedeutet, demnächst wieder erstklassig zu sein.
Stadionbeschreibung