TSG 1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund 4:1
TSG Hoffenheim

TSG 1899 Hoffenheim
vs.
Borussia Dortmund 4:1

BVB 09

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Fanclub Zwinger
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Dietmar-Hopp-Stiftung
Spiegel: Kaufrausch in Hoffenheim
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fußball.de
kicker.de
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Desperados
The Unity
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Letztes Spiel: TSV Buchbach vs. SV Seligenporten 21.09.2008, Carl-Benz-Stadion, Bundesliga
Nächstes Spiel:  Borussia Dortmund vs. Hertha BSC

Ticket
26300 Zuschauer

Als 1945 im Sinsheimer Vorort Hoffenheiem ein Verein Namens Turn- und Sportverein auf der Landkarte des Fußballs erschien, war nicht absehbar, Carl-Benz-Stadion daß daraus eines Tages eines der am heißesten diskutierten Projekte im Deutschen Fußball werden sollte. Damals tat sich der Turnverein 1988 mit dem Fußballverein von 1920 zusammen, nachdem man im Gründungsjahr des FV noch per Mitgliederbeschluß den Fußballern die Aufnahme verweigert hatte, und der daraus entstandene Club kickte in den unteren Ligen. Auch die Teilnahme eines gewissen Dietmar Hopp am Spielbetrieb wäre wohl nur eine Randnotiz geblieben, wäre jener Hopp nicht als Mitbegründer der Softwareschmiede SAP zu einem der reichsten Männer Deutschlands geworden. Als solcher konnte er die Misere nicht mehr mit ansehen und nahm den Club 1990 unter seine Fittiche, nachdem die TSG gerade nach einem Jahr wieder aus der Bezirksliga in die Kreisklasse A abgestiegen war, und beflügelt von Hopps Investitionen führte der Weg des Clubs seither nur noch nach oben - zuletzt mit einem Durchmarsch durch die zweite Liga. Auch der Bundesligastart ist gut gelungen und heute trifft der Neu-Bundesligist auf Borussia Dortmund, das einiges gutzumachen hat, nachdem man im UEFA-Pokalspiel gegen Udinese Calcio nach allen Regeln der Kuns vorgeführt wurde.

BVB-Trainer Jürgen Klopp hat nach dem schwachen Auftritt seiner Mannschaft gegen Udinese Calcio Konsequenzen gezogen und gleich sechs Spieler ersetzt, Carl-Benz-Stadion von denen nur zwei verletzungsbedingt nicht einsetzbar gewesen wären. Insbesondere die Umstellungen im Mittelfeld, wo Nuri Sahin für Sebastian Kehl aufläuft und Giovanni Federico anstelle von Tamás Hajnal spielt, erweisen sich allerdings nicht als Verbesserung und auch die Innenverteidigung mit Subotic und Felipe Santana ist alles andere als sattelfest (wobei mit Hummels und Kovac zwei Alternativen nicht zur Verfügung stehen). Wie auch immer - das BVB-Spiel kommt nie in die Gänge und eigentlich ist die Partie bereits nach vier Minuten entschieden, auch wenn es da noch keiner weiß, denn zu diesem Zeitpunkt fällt das 1:0 für die Gastgeber durch Vedad Ibisevic. Im weiteren Verlauf der Partie nimmt die Mannschaft der TSG 1899 den Gegner sprichwörtlich auseinander und der BVB kann am Ende selbst bei einer Niederlage von 1:4 froh sein, daß man nicht deutlich höher verloren hat. Wenn man im Team des BV Borussia heute überhaupt von Siegern sprechen kann, sind es wohl zumindest einige der aussortierten Spieler, aber auch die stehen heute auf der Seite des Teams, das ohne Punkte nach Hause fährt, und man muß jetzt schnell sehen, daß man wieder in die Spur kommt, denn der Gegner im kommenden Heispiel ist mit dem VfB Stuttgart eine Mannschaft, die zuletzt gut in Tritt war, und so hofft man im Hause Schwarz-Gelb, daß sich die notorischen DFB-Pokal-Versager von Hertha BSC am kommenden Mittwoch als der Aufbaugegner erweisen werden, den man in dieser Situation so gut gebrauchen könnte.

Die BvB-Fans haben die Tour mehr oder weniger zu einer Motto-Fahrt gemacht, die unter dem Thema "Tradition schlägt jeden Trend" steht. Dazu ist man mit T-Shirts angereist, auf denen dieser Slogan zu lesen ist, und dazu kommen diverse Transparente und Fahnen, die er ziert - all das natürlich wenig Carl-Benz-Stadion überraschend in den Farben Schwarz und Gelb gehalten. Bei der TSG liefert man zur ersten Hälfte in dem Eckblock, in dem die aktiven Leute untergebracht sind, ein Standard-Intro mit Doppelhaltern und hält dann beim Einlaufen zur zweiten Hälfte mit Transparenten, auf denen weiß auf blau zu lesen ist "Tradition schlägt jeden Trend - Wir sind kein Trend - Wir sind die Zukunft" und was gar nicht mal so schlecht zu dem in der ersten Hälfte Gesehenen paßt. Der BVB-Anhang hört jetzt immer mehr auf, sich mit dem Spiel zu beschäftigen, und schwenkt stattdessen auf Gegner-Beschimpfung um, wobei man sich mal gegen die TSG als solche richtet ("Ihr macht unsern Sport kaputt") und mal gegen ihren Sponsor ("Dietmar Hopp, Du Sohn einer Hure") - sicherlich nicht die feine englische Art, aber auch nichts, was im Fußball unüblich wäre. Unüblich ist schon eher die dünnhäutige Reaktion des TSG-Sponsors, der noch während des Spiels von BVB-Chef Rauball eine Entschudldigung einfordert und später juristisch gegen einen BVB-Fan vorgehen will, der ein Transparent mit dem Hopp'schen Konterfrei im Fadenkreuz und der spanischen "Auf Wiedersehen, Hopp" präsentiert hat (im unteren Foto außen zu erkennen).

Kommentar

Die BVB-Fans äußern sich in der zweiten Hälfte alles andere als nett über die TSG Hoffenheim und deren Mäzen Dietmar Hopp. Während des ganzen Spiels weht ein Banner mit dem Milliardär im Fadenkreuz und der Aufschrift "Hasta la Vista, Hopp!" im Gästeblock. Auch das ist sicherlich nicht nett, ob es im Fußball-Umfeld einen "Mordaufruf" darstellt, wie im Nachhinein behauptet wird, darf jedoch angezweifelt werden, vielmehr ist wahrscheinlich, daß Dietmar Hopp hier als Symbol für etwas angegegangen wird, was in den Fanszenen der Republik der "Moderne Fußball" genannt wird und den zu bekämpfen man sich häufig auf die Fahnen geschrieben hat. Dietmar Hopp freilich sieht das anders - zu Auswärtsspielen fährt er ohnehin so gut wie nicht mehr, um den Beschimpfungen aus dem Weg zu gehen, und in seiner eigenen Stube will er das erst recht nicht hören - BVB-Präsident Reinhard Rauball hat sich dann auch schon vor Ort für die Ausfälle entschuldigt und nach dem Spiel wurde ein 19jähriger Fan verhaftet, der das Transparent gehalten hatte - gegen ihn soll es eine Strafanzeige von Hopp geben, angeblich wegen Beleidigung.
Beleidigungen aber gehören im Fußball dazu, sind quasi ein wenn auch etwas unflätiges Spiel mit Grenzen und Provaktionen, deren Opfer oft Schiedsrichter sind, teils auch pofilierte Funktionäre wie Uli Hoeneß oder umstrittene (Ex-)Spieler wie Andreas Möller, Lothar Matthäus, Oliver Kahn oder - beim BVB-Anhang besonders unbeliebt - Gerald Asamoah. Strafanzeigen hat es deshalb noch nie gegeben, es wird runtergeschluckt, mal mit einer flapsigen Bemerkung bedacht oder auch schon mal einer abfälligen Handbewegung in Richtung auf die Rufer.
Im Falle Dietmar Hopps soll jetzt alles anders ein, inzwischen wurde sogar eine Lex Hopp vom BVB verkündet, die es verbietet, den Ex-SAP-Chef zu beleidigen. Wohl gemerkt nur ihn - den gegnerischen Torwart darf man weiter als "Arschloch, Wichser, Hurensohn" betiteln, wenn er abschlägt, ein "Schiri, Du Arschloch!" wird nirgendwo erwähnt und ein auf den Schiedsrichter bezogenes "Hängt Ihn auf, die schwarze (oder inzwischen auch schonmal gelbe, grüne oder orange) Sau!" ist kein echter Gewaltaufruf.
Da muß die Frage erlaubt sein, was einen Dietmar Hopp über die anderen genannten Personen heraushebt. Ist es sein Geld, ist es seine Bedeutung für den Deutschen Fußball oder ist es sein besondere Empfindlichkeit den Sprüchen gegenüber.
Wie auch immer stellt sich die Frage, ob man sich hier einen Gefallen tut. Den Fans, die Dietmar Hopp letztendlich vorwerfen, einen Fußballclub am Marionettenband zu führen, könnte so der Eindruck entstehen, daß jetzt der ganze DFB springt, wenn Hopp mit der Peitsche knallt. Kann das in seinem Sinne sein? Die Anhänger werden - und das kann als sicher gelten - Möglichkeiten finden, ihren Unmut zu äußern, ohne das es bestraft werden kann, denn Fußballfans sind intelligent, kreativ und manchmal halt auch etwas gemein - zumindest trifft das auf genug davon zu, daß die, die diese Eigenschaften nicht haben, etwas bekommen, wobei sie mitsingen können. Wer weiß, vielleicht schallt ja schon bald "Auf geht's, Dietmar, filmen und klagen!" durch das Carl-Benz-Stadion in Mannheim und woran will man dann eine Bestrafung festmachen?
Es spricht einiges dafür, daß Hopp besser beraten wäre, wenn er bei verbalen Entgleisungen - und darum handelte es sich beim besagten Spiel, wie an dieser Stelle gar nicht beschönigt werden soll - weghört und sich allgemein ein dickeres Fell zulegt. Schließlich wird auch er nicht von den Gästefans verklagt, wenn er sie nach dem Spiel als "Kleingeister" und "Idioten" bezeichnet.
Beim DFB dagegen sollte man sich Gedanken darüber machen, daß Regeln immer für alle gelten sollten. Wenn Hopp in Zukunft mit Samthandschuhen anzufassen ist, sollte das doch auch für Schiedsrichter, Spieler, andere Vereinsfunktionäre und auch die gegenerischen Fans gelten und alle beleidigenden Sprechchöre und Transparente müßten bestrafungswürdig sein. Da stellt sich die Frage "Wollen wir das?" - Wir von groundhopping.de wollen es auf jeden Fall nicht, freuen uns lieber über die kreative Art, auf die Fußballfans sich gegenseitig und Dritte oft beleidigen und hören bei plumpem Gepöbel wie dem vom besagten Spiel einfach auch mal weg.
Da halten wir es dann doch etwas abgewandelt mit Voltaire, dessen bekanntes Zitat "Du bist anderer Meinung als ich und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen" wir etwas abwandeln wollen und in Fußballsprache übersetzen: "Wenn Du Arschloch mich Wichser nennest, finde ich das Scheiße, aber ich setze mich dafür ein, daß Du Drecksack das auch weiter darfst!".

Kommentar


Die Bilder vom Gästeblock mit freundlicher Genehmigung von Guido Kirchner/www.fotos-kirsche.de Carl-Benz-Stadion
Carl-Benz-Stadion
Carl-Benz-Stadion
Carl-Benz-Stadion
Die Bilder vom Gästeblock mit freundlicher Genehmigung von Guido Kirchner/www.fotos-kirsche.de

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