Serbien und Montenegro |
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27.05.2004, Niederrheinstadion Oberhausen, U21 Europameisterschaft |
Gleich am ersten Spieltag der U21-Europameisterschaft kommt es in Oberhausen zum Treffen der Mannschaften von Kroatien und
Serbien/Montenegro. Diese Partie ist natürlich angesichts der Geschichte der beiden Länder nicht nur sportlich brisant, sondern auch äußerst prestigeträchtig. Aktuell wird keine der beiden Mannschaften als Favorit des Turniers gehandelt, gelten doch gemeinhin die Teams von Portugal, der Schweiz, Weißrußland und des Gastgebers Deutschland als Titelaspiranten. Daß solche Prognosen oft bereits nach der Vorrunde nichts mehr wert sind, hat man freilich bei den letzten großen Turnieren immer wieder gesehen und selbst wenn es so sein sollte, können die beiden Balkan-Teams die drei Punkte aus der heutigen Partie gut gebrauchen, um sich selbst eine gute Ausgangsposition für das Erreichen des Halbfinales zu verschaffen.
Zunächst dominieren die im Vorfeld als eher das schwächere Team des heutigen Tages eingeschätzten Kicker aus Serbien und
Montenegro die Partie, was sich nach etwas mehr als einer halben Stunde durch den Treffer zum 1:0 auch auf das Ergebnis niederschlägt. Im weiteren sind die Kroaten am Drücker, müssen jedoch kurz nach der Pause per Elfmeter den zweiten Treffer hinnehmen - sehr unglücklich, da das Leder erst im Nachschuß den Weg in die Maschen findet. Dennoch spielt Kroatien weiter nach vorne und nach dem schnellen Anschlußtreffer nur drei Minuten später ist die Partie wieder offen. Tatsächlich kommt es in der 69. Minute zum Ausgleich, doch Kroatien gibt sich mit dem Remis nicht zufrieden und drückt weiter auf die Entscheidung. Am Ende fällt der Treffer dann aber doch noch auf der anderen Seite und kurz vor Schluß besorgt Branislav Ivanovic noch den Siegtreffer für Serbien und Montenegro - übrigens als Spieler vom OFK Belgrad der erste Torschütze der Serben aus der heimischen Liga, nachdem zuvor Spieler von Feyenoord und dem RSC Anderlecht getroffen haben. Der Treffer stellt den Spielverlauf ein wenig auf den Kopf, ist aber die logische Konsequenz der am Ende vielleicht doch etwas zu offenen Spielweise des kroatischen Teams.
Die serbischen Fans sind in der Fankurve untergebracht, in der normalerweise die Fans des heimischen Teams Rot-Weiß Oberhausen zu
finden sind, den kroatischen Anhängern wird der Platz in der Gästekurve des Niederrheinstadions zugewiesen. Die beiden Tribünen werden jeweils in der Mitte zwischen den beiden Seiten aufgeteilt, wohl, weil man hier - wie sich herausstellt zu Recht - mit eher ruhigeren Anhängern der Mannschaften rechnet. Etwas seltsam scheinen die Organisatoren aufgelegt zu sein, die für die kroatische Seite ausverkaufte Sitzplätze melden. Als neutraler Zuschauer kann man zwar auf die serbisch/montenegrinische Seite der Haupttribüne ausweichen, muß dann aber erstaunlich viele freie Plätze auch bei den Kroaten zur Kenntnis nehmen. Wie dem auch sei bieten beide Seiten einen guten Support, in dem es nur selten zu ruhigeren Phasen kommt und man vielmehr seine Seite ständig nach vorne brüllt. Dabei kommen auch immer wieder pyrotechnische Artikel - besonders rote bengalische Feuer - zum Einsatz, die halb abgebrannt auf die Laufbahn des Niederrheinstadions geworfen werden. Die Hinweise des Stadionssprechers, daß man hiermit eine Strafe für den DFB riskiere, kann die Anhänger beider Seiten naturgemäß nicht sonderlich beeindrucken.
Angesichts der Brisanz der Partie ist das Aufgebot an Ordnungskräften und Polizei bei der heutigen Partie immens und das sicherlich
nicht zu Unrecht. Dennoch bleibt es eher ruhig, wenn man von den sicherlich nicht unbedingt erwünschten Pyro-Würfen absieht - die Fanblöcke werden während des Spiels übrigens auch ständig seitens der Polizei gefilmt. Außerdem versuchen die Anhänger Kroatiens im zweiten Abschnitt zeitweise den Zaun zwischen Gästekurve und Gegenseite einzureißen, beruhigen sich dann aber halbwegs, nachdem sich zwei Reihen Polizistinnen und Polizisten neben ihrem Block aufstellen. Fakt ist wohl, daß beide Seiten nach dem Spiel die Auseinandersetzung suchen wollen, aber im Nachhinein ist zu hören, daß die Ordnungskräfte bzw. die Polizei die Lage jederzeit unter Kontrolle hatten und es zu keinen Zusammenstößen der verfeindeten Fangruppen gekommen ist. Letztendlich kann man wohl trotz der geschilderten kleineren Zwischenfälle den Sicherheitskräften bescheinigen, angemessen reagiert und die Lage unter Kontrolle behalten zu haben.
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