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Partick Thistle |
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27.12.2003, Firhill, Scottish Premier League |
"There's a well known Glasgow football team / Who don't play in blue and don't play in green" heißt es in einem Fansong des Partick
Thistle FC und damit ist wohl schon so einiges über die Rolle der heutigen Hausherren gesagt, die so etwas wie die dritte Kraft im Fußball von Glasgow darstellen und im Gegensatz zu den sich eher über die Religion definierenden Fanszenen von Celtic FC und Rangers FC eher als Studenten- und Intellektuellen-Club gelten. In einem anderen Song wird man dann auch deutlicher, in dem es heißt: "we hate the boys in royal blue / we hate the boys in emerald green / so fuck the pope and fuck the queen". Die Geschichte der ewigen Underdogs ist natürlich bei weitem nicht so mit Erfolgen gepflastert wie die ihrer Lokalrivalen, aber zweimal konnte auch das kleine Partick Thistle Titel gewinnen und beide Male war man als großer Außenseiter gegen einen der Rivalen ins Match gegangen: 1921 holte man sich den Schottischen Pokal, als man in Celtics Parkhead-Stadion mit 1:0 gegen die Rangers gewinnen konnte - was wohl auch den Fans der eigentlichen Hausherren eine Freude gewesen sein dürfte -, und 50 Jahre später feierte man im Ligapokal ein nie erwartetes 4:1 über den Celtic FC, den man bis zur Pause schon mit 4:0 gedemütigt hatte. In der laufenden Spielzeit scheint das Ende der Erstklassigkeit von Partick bereits beschlossene Sache zu sein, hat man doch nach 18 Spielen gerade mal neun Punkte auf sein Konto bringen können und liegt damit mit fast ebenso vielen Zählern - nämlich sieben - auf den Vorletzten vom Aberdeen FC zurück. Dennoch haben die Hausherren die Saison noch nicht abgeschrieben und das letzte Spiel des Jahres soll einen Sieg gegen den Dunfermline Athletic FC mit sich bringen, von dem man sich den Auftakt einer Serie erhofft, die noch ein Wunder möglich macht. Der DAFC freilich befindet sich in etwas anderen Tabellengefilden als Partick Thistle - mit einem Sieg im Firhill würde man heute auf den dritten Platz der Tabelle vorstoßen können, da der bisherige Tabellendritte Heart of Midlothian in einem vorgezogenen Spiel am Mittag nicht über ein 0:0 gegen Motherwell hinausgekommen ist, wobei die beiden großen Glasgow-Clubs als Tabellenführer wie üblich bereits zu diesem Zeitpunkt der Saison weit enteilt sind - 29 Zähler hat Dunfermline auf dem Konto (30 die Hearts), während die Rangers bereits bei 41 und Celtic sogar bei 49 Punkten angekommen ist.
Man hat also allen Grund davon auszugehen, daß es heute einen weiteren Rückschlag für Partick Thistle geben wird, doch
das Spiel verläuft positiv für die Hausherren. Die Partie geht mit Chancen auf beiden Seiten direkt nach vorne los, danach freilich tut sich erst mal gar nichts mehr und es dauert über eine Viertelstunde, bevor es zum ersten Eckstoß des Spiels kommt. In dieser Phase prägen Fehlpässe die Partie, als beide Seiten mit Kurzpässen versuchen, das Mittelfeld zu überbrücken. Die aufkommende Langeweile hat dann aber in der 38. Minute ein Ende - endlich versucht es Partick mal über den Flügel, und die resultierende Flanke kann von einem freistehenden Thistle-Spieler am langen Eck per Kopf aus kurzer Distanz versenkt werden. In der 56. Minute scheint die Partie dann entschieden zu sein, als ein Spieler der Hausherren im Strafraum umgerissen wird und der Schiedsrichter völlig zu Recht sowohl einen Elfmeter gibt, der das 2:0 für Partick Thistle bringt, als auch den Übeltäter vom Platz stellt. Diese Geschehnisse wecken allerdings noch mal die Kampfkraft des DAFC, der nur drei Minuten später zum Anschlußtor kommt und in der Folge wesentlich besser mitspielt als zuvor, so daß die Hausherren ein paarmal ein wenig Glück benötigen, um in Front zu bleiben. Da die Gäste dafür natürlich die Abwehr vernachlässigen müssen, gibt es auch immer wieder Chancen für die Hausherren, so daß sich jetzt ein offener Schlagabtausch und ein in dieser Phase sehr ansehnliches Spiel entwickelt. Das bessere Ende liegt dann allerdings bei den Gastgebern, die in der 89. Minute zum entscheidenden 3:1 kommen und in der Nachspielzeit einen weiteren Treffer folgen lassen und so zu einem Ergebnis kommen, das den Anschein einer deutlich einseitigeren Partie erweckt, als sie sich wirklich auf dem Rasen abgespielt hat.
Beide Fangruppen präsentieren sich eher ruhig. Zwar wird ab und zu mal gesungen - zum Beispiel zur Melodie des Traditionals Now or never (zu deutsch als An der Nordseeküste bekannt geworden) -, aber meistens ist dann doch nicht viel zu hören und das gilt auch für die oben beschriebenen Fangesänge der Partick-Thistle-Fans. Bei Halbzeit geht dann freilich ein Raunen durch die Menge - es wird gemeldet, daß Aberdeen mit 1:0 beim Livingston FC führt. Immerhin gleicht Livingston am Ende noch aus, so daß es jetzt nur noch sieben Punkte sind, die Partick Thistle aufzuholen hat. Die Fans der Jags - so der Spitzname von Partick Thistle - haben bei diesem Spielverlauf natürlich allen Grund zur Freude und die ist ihnen auch anzumerken - freilich gibt es dennoch wenig zusammenhängende Sprechchöre, sondern vielmehr eher diffusen Jubel. Ganz leise wird es dagegen bei den Fans von Dunfermline Athletic, die offensichtlich in Erwartung eines Sieges in großer Zahl nach Glasgow gekommen sind und so sehr von ihrem Team enttäuscht wurden.
Das Stadion Firhill erfüllt so eben die Mindestansprüche an Schottische Premier-League-Spielorte, denen 10000 überdachte
Sitzplätze vorgeschrieben sind. Tatsächlich hatte man bis zum Aufstieg vor zwei Jahren ein paar Schalen weniger in der Anlage und hat pünktlich vor Fristablauf feierlich ein paar zusätzliche Schalen installiert. Jetzt verfügen die Jags auf drei Seiten über überdachte Tribünen, wobei die eine auf der Hauptseite, die auch die Geschäftsstelle und den Fanshop des Teams beherbergt, einen aufgesetzten Giebel hat, an dessen Front die Distel aus dem Vereinszeichen des Teams zu sehen ist. Ein Teil auf der linken Seite der Tribüne ist einfach als Haus mit Räumen gestaltet, das zwar Fenster zum Spielfeld hin hat, wo aber heute niemand ist - offensichtlich handelt es sich um Büroräume. Der Rest ist als mit roten Sitzen ausgestatttete etwas hochgesetzte Tribüne gestaltet. Die Gegentribüne - der Jackie Husband Stand ist deutlich moderner und kommt im Gegensatz zur Haupttribüne ohne Stützpfeiler aus, da das Dach von oben getragen ist. Hier nehmen die Zuschauer auf Klappsitzen in den Farben rot, gelb, schwarz und grau Platz, was auch für die Gästefans gilt, die auf dem North Stand hinter einem Tor Platz finden. Dem gegenüber gibt es einen hohen Stehplatzbereich mit gelben und roten Wellenbrechern, der momentan gesperrt ist und nach dem Willen der Fans und Verantwortlichen von Partick auch in der kommenden Saison bei Spielen ungenutzt bleiben soll - alles andere würde nämlich bedeuten, daß die Jags in die First Division abgestiegen sind. Oberhalb des Terrace - also Stehplatzbereiches - ist übrigens eine kleine Polizeiwache untergebracht. Ansonsten ist über die Anlage zu sagen, daß es sich beim Firhill (natürlich) um ein reines Fußballstadion handelt, daß keine Anzeigetafel vorhanden ist und daß die Beleuchtung über eine an vier Masten in den Stadionecken mit senkrecht angeordneter Strahlerkonfiguration montierte Flutlichtanlage erfolgt.
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