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FC Nitra |
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Slowakischer Fußballverband kicker.de |
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05.11.2005, Stadion Nitra, Corgoň ligy |
Der FC Nitra ist zur laufenden Spielzeit in die slowakische Eliteliga aufgestiegen und scheint im
Gegensatz zu Vorjahresaufsteiger Rimavska Sobota, der postwendend zurück in die 2. Liga geschickt
wurde, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, denn Nitra hat nach 16 Spieltagen mit 8-2-6 eine
positive Bilanz aufzuweisen und bereits mehr als doppelt soviele Punkte auf dem Konto wie das Duo
auf den letzten beiden Plätzen aus Inter Bratislava und Matador Puchov mit seinen 12 Zählern. Da
sind die Abstände nach oben deutlich kleiner, zum Beispiel acht Punkte auf den Tabellenführer Spartak
Trnava, der bei 40 Kilometern Entfernung so etwas wie ein Lokalrivale für den FC Nitra ist. So könnte
Spartak im laufenden Jahr an die alten Erfolge anknüpfen und seinen ersten slowakischen Meistertitel erringen,
nachdem man zu Zeiten der Tschechoslowakei mit je fünf Meistertiteln und Pokalsiegen hinter Slovan Bratislava
(8/5) das zweiterfolgreichste Team aus dem slowakischen Landesteil war. Auch die Hausherren spielten damals
unter dem Namen Plastika Nitra eine Rolle in der Eliteliga, der größte Erfolg nimmt sich mit einer UEFA-Cup-Teilnahme
allerdings vergleichsweise bescheiden aus - 1989/90 gab es mit 1:4 und 1:0 in der ersten Runde des Wettbewerbs zwei
Niederlagen gegen den 1. FC Köln.
Am heutigen Tag braucht sich der FC Nitra von Anfang an nicht hinter dem Tabellenführer zu verstecken, sondern spielt
munter mit und kommt nach 23 Minuten durch einen Kopfball zum Führungstreffer. In die Halbzeit kann man den Vorsprung
zwar nicht retten, denn Trnava sorgt sechs Minuten vor der Pause mit einem strammen Schuß für den Ausgleich, aber auch
das bringt die Hausherren nicht aus dem Konzept. Vielmehr hält man das Spiel im zweiten Abschnitt weiter offen und am
Ende haben die Hausherren auch noch das nötige Glück auf ihrer Seite, als sie in den letzten zehn Spielminuten zwei
Treffer zum 3:1 erzielen, wobei vor allem bei der endgültigen Entscheidung in der Schlußminute Fortuna mit dem Aufsteiger
im Bunde ist, als Trnavas Goalie Marin Lipčák den eigenen Verteidiger Martin Poljovka bei einer Rettungsaktion so unglücklich
anschießt, daß das Leder ins Tor abprallt.
Von dem Spiel war wie beschrieben im vorhinein stimmungsmäßig einiges zu erwarten und so stellt es tatsächlich das in der Slowakei
Übliche deutlich in den Schatten und man fühlt sich zum Teil in den Nachbarstaat Polen versetzt. Schon die für das Land herausragende
Kulisse von 5600 Zuschauern ist bemerkenswert, doch das gilt umso mehr für das, was später in den Fankurven los ist. Die Anhänger von
Spartak Trnava machen den Anfang mit einer Zettelchoreographie, auf der aus unbekannten Gründen englische Fahnen zu sehen sind und kurz
darauf legen die Fans von Nitra nach, die zum ersten von mehreren Malen ihrer offensichtlich ausgeprägten Leidenschaft für pyrotechnische
Shows frönen, was von Stadionsprecher und Ordnungskräften ohne weitere Reaktion hingenommen wird. Zwischendurch zeigt man dann auch mal mit
Spruchbändern, was man von den Gästefans hält, und wenn das für Ausländer unverständlich bleibt, so gilt das nicht für das zugehörige Plakat,
auf dem sich eine Person im Trikot von Spartak einem Schwein in eindeutiger Weise von hinten nähert, das ihm zudem aus dem Gesicht geschnitten
ist. Im Gästeblock kommt es im Laufe der Partie zu ein paar Szenen der etwas rauheren Art, als man zunächst beginnt, die Holzbänke in seinem
Bereich abzumontieren und auf den Platz zu werfen, womit man anscheinend in Nitra niemanden beeindrucken kann, denn die Ordner beschränken sich
darauf, in den Wurfpausen Richtung Zaun zu gehen und die davor liegenden Bänke mitzunehmen. Später kommt es dann zu Auseinandersetzungen innerhalb
des Gästeblocks, was die zahlreich vertretene Polizei zum Anlaß nimmt, in den Block zu gehen und die Parteien voneinander zu trennen. Danach rücken
die Polizisten dann wieder ab und die Streitigkeiten scheinen dann auch vergessen zu sein.
Das Stadion Nitra gehört sicherlich zu den schöneren Anlagen im Lande und kann vor allem durch seine Haupttribüne gefallen, die mit blauen und weißen
Sitzen bestückt ist, was den Schriftzug FC NITRA ergibt. Ein paar weitere Schalensitze gibt es in der Mitte der unüberdachten Gegenseite, hinter der
zusätzlich ein paar kleine Zusatztribünen mit Holzbänken aufgestellt sind, auf denen im Gegensatz zu denen in der Kurve auch tatsächlich gesessen wird und die Bänke in dem Diagonalbereich, der als Heimblock dient, fehlen dann auch gleich, scheinen aber früher mal vorhanden gewesen zu sein, wie die steinernen Füße zeigen, auf denen sie montiert waren und die immer noch hier stehen. Hinter dem Gästeblock gibt es noch eine Anzeigetafel, was aber wie häufig im Land komplett fehlt, ist eine Flutlichtanlage, so daß das Spiel um diese Jahreszeit bereits am frühen Nachmittag ausgetragen werden muß, was allerdings auch für den Hauptspieltag in der Slowakei gilt, von dem nur der MSK Zilina mit seinem traditionellen Abendtermin und der FC Artmedia Bratislava (Petrzalka) mit seinem ebenso traditionellen Anstoß am Sonntagvormittag abweichen.
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