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Miedź Legnica |
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PZPN - Polnischer Fußballverband 90Minut.PL kicker.de |
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09.04.2005, Stadion Orla Bialego, III Ligi, Staffel 3 |
Der MKS Miedź Legnica hat zwar nie den Sprung in die polnische Eliteliga geschafft, aber immerhin
kann der Club seinen Briefkopf mit einem Titel schmücken und durfte auch auf europäischer
Ebene aktiv sein. Dies war natürlich möglich, weil man es als unterklassiger Verein schaffte,
den polnischen Pokal zu gewinnen, als man sich gegen Gornik Zabze mit 4:3 nach Elfmeterschießen
behaupten konnte, nachdem es nach der regulären Spielzeit 1:1 gestanden hatte. Im Europapokal
der Pokalsieger konnte der MSK sogar ein torloses Remis beim AS Monaco erreichen, schied aber nach
einer 0:1-Hinspielniederlage ohne eigenen Treffer aus. Heute geht es in der dritten polnischen Liga
in einem schlesischen Derby gegen Chrobry Głogów, wobei es sich bei den Mannschaften aus den etwa
60 Kilometer entfernten Städten auch um Tabellennachbarn handelt: Legnica und Głogów liegen von
vier Punkten getrennt auf den Tabellenplätzen Sechs und Sieben, so daß die Gäste heute mit einem
Sieg dicht an den MKS Miedź heranrücken könnten, während das Heimteam bei einem Erfolg sogar ein
wenig auf die Aufstiegränge schielen könnte.
Die Hausherren kommen deutlich besser in die Partie und gehen bereits in der Anfangsphase des Spiels -
um genau zu sein nach zwölf Minuten - mit 1:0 in Führung. Man bleibt die überlegene Mannschaft, auch wenn die Gäste
ihrerseits gelegentlich per Konter gefährlich werden, so daß die Partie durchaus unterhaltsam ist.
Weitere Treffer lassen dennoch erst mal auf sich warten, als die Heimmannschaft aber gut 20 Minuten vor
dem Ende auf 2:0 erhöht, scheint es, als steuere man einem sicheren Sieg entgegen, zumal die Konter von
Głogów in der zweiten Hälfte deutlich spärlicher geworden sind. Auch der Anschlußtreffer, den die
Gäste zehn Minuten vor Schluß erzielen, scheint über lange Zeit nicht viel mehr als ein kleiner Schönheitsfehler
zu sein, denn Chrobry Głogów legt nicht spürbar nach, um den Ausgleich noch zu erzwingen. Der fällt aber
dennoch, während eigentlich alles in der Nachspielzeit schon auf den Abpfiff wartet, so daß es am Ende zu
einer aus Sicht der Gäste sehr glücklichen Punkteteilung kommt, an der der MKS Miedź mit seinem wohl doch
etwas sorglosen Umgang mit seiner Führung durchaus seinen eigenen Anteil hat.
Supportmäßig wird bei der Partie durchaus einiges geboten, zum Großteil von den auf der Gegengerade untergebrachten
Anhängern der Hausherren, die sich auch von den ungemütlichen Wetterbedingungen mit Temperaturen um fünf Grad und
Dauerregen nicht beeindrucken lassen. Zum einen hat man einige Schwenkfahnen im Block, die fast ständig im Einsatz
sind, zum anderen zeigt man im Laufe der Partie mal eine Choreographie aus Papptafeln in den Vereinsfarben, mal eine
aus ebensolchen Luftballons oder man läßt zwischendurch mal Rauch in die Luft steigen. Die Gästefans sind auch ein wenig
pryomanisch aktiv und zeigen hin und wieder mal eine Schalparade, können aber mit dem abwechslungsreichen Support der
Hausherren nicht ganz mithalten. Einiges steht dabei übrigens noch im Zeichen des vor etwas über einer Woche gestorbenen
Papstes Johannes Paul II: zum einen erinnert ein Transparent am Heimblock an den früheren Kardinal von Krakow, Carol Woytila,
und zum anderen präsentieren beide Seiten ein vermutlich abgesprochenes Intro mit Kreuzen aus roten bengalischen Feuern und
im Gästeblock wird später ein großes Kreuz aus Grablichtern über die Stufen installiert. Möglicherweise gibt es deshalb im
ersten Abschnitt recht wenig Support per Sprechchor, denn es werden nur sporadisch mal die Mannschaften angefeuert, dafür gibt
es gelegentlich Gesänge, in denen es anscheinend um den Papst geht - teilweise sogar als Wechselgesang zwischen Heim- und
Gästeblock. Im zweiten Abschnitt nimmt dann aber auch der vereinsbezogene Support der akustischen Art zu, aus dem unter anderem
zu entnehmen ist, daß Miedź wie 'Mjedsch' ausgesprochen wird und nicht etwa wie 'Miez'.
Der MKS Miedź verfügt im Stadion Orla Bialego - der Name stammt übrigens von der Straße, an der die Anlage liegt, und scheint
so etwas wie 'Weißer Adler' zu bedeuten - über einen Spielort, dem man, wollte man es negativ ausdrücken, bescheinigen könnte,
ziemlich alt und marode zu sein, zumal die weißen Sitzbänke, die Haupt- und Gegenseite dominieren, deutlich sichtbar krumm und
schief daherkommen. Damit würde man der mitten im Stadtpark gelegenen Anlage aber bitteres Unrecht tun, denn tatsächlich handelt
es sich um ein sehr kultiges Stadion, das unter anderem gerade durch die beschriebenen 'Mängel' einen Teil seines Charmes gewinnt. Als echter Nachteil erweist sich freilich heute, daß es nur in der Mitte der Hauptseite eine Mini-Tribüne gibt, denn dieser
über rote, blaue und grüne Plastiksitze verfügende Bereich ist der einzige überdachte Teil des Stadions und angesichts des Wetters dementsprechend schnell gefüllt, obwohl man auch hier bei nur leicht schräg einfallendem Regen nicht vor der Nässe geschützt ist. Hinter dem Tor ist nur eine Seite ausgebaut, wo sich neben dem Gästeblock - der Block daneben ist freigehalten und mit Polizisten besetzt - auch eine elektronische Anzeigetafel gibt. Hinter dem Tor auf der anderen Seite ist nur ebenerdiges Stehen möglich, dafür findet sich hier deutlich zurückgesetzt die Vereinskneipe des MKS Miedź, in der man sich zwar auch während der Partie (im Trockenen) aufhalten kann, von der man jedoch nicht wirklich etwas vom Spiel zu sehen bekommt.
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