1. FC Köln |
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07.10.2002, RheinEnergieStadion, 2. Bundesliga |
Beim heutigen Spiel treffen in der Kölner RheinEnergieArena - besser bekannt als Müngersdorfer Stadion - zwei
Aufstiegsanwärter aufeinander, so daß die Partie folgerichtig vom DSF als Spitzenspiel der Runde zur Liveübertragung am Montagabend ausgesucht wurde - besonders gegenüber den Union-Fans kein sehr begrüßenswerter Schritt. Der 1. FC Union steht auf dem 8. Tabellenplatz und könnte mit einem Sieg in der Domstadt bis auf Rang 5 vorrücken, direkt hinter den noch um einen Punkt besseren Kölnern. Noch bessere Perspektiven bieten sich den Gastgebern, denn ein Spielgewinn würde sie nicht nur auf den 2. Platz der Tabelle vorstoßen lassen, sondern auch für 3 Punkte Vorsprung auf den jetzt noch punktgleichen VfB Lübeck sorgen. Damit wäre der Grundstein gelegt, eventuell gemeinsam mit dem SC Freiburg dem Feld davonzuziehen, der am heutigen Tag dank eines Vorsprungs von vier Punkten für die Geißböcke unerreichbar ist. Die Konstellation deutet also auf ein ausgeglichenes Spiel mit viel Spannung hin, bei dem sich die Gegner nichts zu schenken haben.
Geschenke werden dann allerdings schnell verteilt, denn schon nach zehn Minuten heißt es 3:0
für den 1. FC Köln. Noch vor dem Ablauf einer Minute fällt das - durchaus haltbar wirkende - 1:0, und danach demonstriert dann die Kölner Angriffsabteilung schulmäßig das Aufbrechen einer Viererkette an den Schnittpunkten. Ständig rochieren die Heimstürmer vor der Kette und brechen dann exakt zwischen den Abwehrspielern durch, so daß die prinzipiellen Probleme einer (natürlich auch nicht sehr überzeugend vorgetragenen) Raumdeckung bei der Übergabe der Spieler gnadenlos ausgenutzt werden. Als es zur Halbzeit 4:0 für die Geißböcke steht, ist das nicht nur die Schuld von Torhüter Beuckert. Der kann zweimal in klaren 1:1-Situationen klären und sieht ein paarmal mehr gegen allein vor ihm auftauchende Stürmer recht gut aus. Dennoch muß der Schlußmann mit Beginn der zweiten Hälfte weichen, wohl einmal, um vielleicht doch noch ein Aufbruchssignal an das Team zu senden und zum anderen, weil der Treffer zum 4:0 selbst ein harmloser Freistoß ist, den Beuckert auf geradezu groteske Weise passieren läßt. Im zweiten Abschnitt sehen die Unioner dann etwas besser aus, wobei der 1. FC Köln spürbar zurückschaltet. Für drei weitere Kölner Treffer reicht es trotzdem, einer davon geht dann auch auf die Kappe von Beuckerts Ersatzmann Wulnikoswki, der die Mauer falsch postiert hat und so einen Effet-Schuß in die Mauer-Ecke ermöglicht. Am Ende ist es kaum eine Übertreibung zu sagen, daß die Kölner für heute die Helden-Rolle gebucht haben, während das Personal von Union die Narrenkappe aufhat.
Das Kölner Publikum zeigt durchaus Enthusiasmus, nachdem beide Mannschaften von ihren jeweiligen
Fans mit zahlreichen Doppelhaltern und Schwenkfahnen begrüßt wurden. Allerdings haben die Kölner ja auch nach dem Intro kaum Zeit, zur Ruhe zu kommen, bevor es eine klare Führung für ihr Team gibt, die zusätzlich motiviert. Nach dem 5:0 sorgt der Stadionsprecher mit einem Karnevalstusch für einen Lacherfolg, dem die Kölner sofort lautstarke Gesänge Wir sind nur ein Karnevals-Verein! und Kölle Alaaf! folgen lassen, und zwischendurch zeigt man immer mal wieder mit "Scheiß-DSF"-Rufen seine Sympathie für die Montagsansetzung. Diesem ungünstigen Termin zum Trotz haben über 1000 Union-Fans den Weg an den Rhein gefunden, die sich nach dem 0:3 in Ironie flüchten, gelegentlich mal ihr Markenzeichen in Form von Eisern Union hören lassen, obwohl ihr Team heute eher das Prädikat hölzern verdient hätte, oder geben ihrem spielenden Personal mit Nur noch vier! beim Stand von 3:0 mit, was es jetzt braucht. Immer wieder mal werden auch die Schwenkfahnen ausgepackt und am Ende wird das Team, das immerhin trotz der Packung in die Kurve kommt, mit stehenden Ovationen empfangen, die sicherlich auch nicht unbedingt eines gewissen Spottes entbehren. Auf jeden Fall haben die Zuschauer ein Spiel mit einem Resultat gesehen, das es nicht alle Tage gibt, auch wenn die Gästefans sicherlich keinen Spaß daran hatten. Bei Diary of some Groundhopping haben wir dieses Ergebnis übrigens seit dem 14.5.2000, also gute zweieinhalb Jahre nicht mehr zu verbuchen gehabt.
Das Müngersdorfer Stadion - oder eben RheinEnergieStadion - befindet sich momentan im Stadium
der Verpuppung, bevor aus der Raupe - einem altmodischen Stadion mit großen Abständen zum Platz, einer etwas kurz geratenen Überdachung, so daß man in den vorderen Reihen schon mal naß werden konnte, und schlechter Akustik - ein Schmetterling - eine Anlage mit unmittelbar am Spielfeldrand stehenden Tribünen wird, die zum Großteil mit roten Sitzschalen versehen sein werden und im Oberrang steil aufgeschossen sind, so daß jede Reihe einzeln mit Geländern gesichert wird. Bei Bundesligaspielen sollen auf dem Unterrang reichlich Stehplätze verbleiben, so daß sich sicher auch die Fans mit dem Stadion anfreunden können, und für die Freundschaft des Kassierers mit der Anlage ist durch das Einplanen von ausgiebigem VIP-Bereich gesorgt. Im Moment stehen noch Reste der alten, ovalen Tribüne, die noch zwei Seiten der Anlage abdecken, aber immerhin wie auch die abgerissenen Teile der alten Anlage komplett gedeckt sind, was beim letzten Umbau in den 70er Jahren noch nicht unbedingt Standard war. Hinter dem einen Tor - auf der Südseite, wo der Kölner Anhang zu Hause ist - ist bereits eine neue Tribüne zu bestaunen, und auf der einen Längsseite wird eine zweite neue Tribüne hochgezogen, die freilich noch im Zustand eines Rohbaus ist.
Provisorisch ist im Moment auch die Beleuchtung der Anlage mit Teilen der ursprünglichen
Flutlichtanlage und zusätzlichen provisorischen Masten sowie einigen Strahlern unter dem Dach der neuen Tribüne, die zwar das Spielfeld gut ausleuchtet, aber dafür sorgt, daß die Union-Fans auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes kaum zu erkennen sind. Was dagegen mit Sicherheit erkennbar ist, ist, daß man sich in Köln auf dem Weg zu einem sehr schönen Stadion befindet, das keinerlei Hallencharakter bekommen wird, dafür aber eine kompakte Atmosphäre und insgesamt eine Enge zwischen den Tribünen, die unter Garantie der Akustik sehr förderlich sein wird.
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