Die heutige Partie zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund ist eine durchaus traditionsreiche, so trafen sich die alten Westrivalen zum Beispiel unmittelbar vor dem Start der Bundesliga 1963 zum letzten Meisterschaftsendspiel, das in Stuttgart mit 3:1 an den Außenseiter aus Dortmund ging - der FC sicherte sich dann dafür die erste Meisterschaft in der neuen Spielklasse 1964. Inzwischen geht es nur noch aus Dortmunder Sicht um den Titel - hat man doch erstmalig seit längerer Zeit den Gewinn der Meisterschaft als Saisonziel ausgegeben. Die Kölner dagegen sind nach einem Jahr 2. Liga ins Oberhaus zurückgekeht und wollen sich hier erstmal etablieren, um sich dann vielleicht später einmal wieder stärker nach oben orientieren zu können. Nach der Auftaktniederlage in Wolfsburg droht man direkt zum Saisonstart unten reinzurutschen, während der BVB mit dem 5:1 gegen den FC Augsburg einen Start nach Maß hatte.

Der BVB hat von Anfang an mehr vom Ballbesitz, ohne jedoch Druck entfachen zu können oder zu wollen - man spielt fast nur lässig aus dem Fußgelenk heraus und ohne großen Einsatz, während Köln um jeden Ball kämpft und so zu ein paar kleineren Chancen kommt. Mit einer Kölner Führung ist trotzdem nicht unbedingt zu rechnen, doch genau sie kommt schließlich nach einer knappen halben Stunde zustande, als die BVB-Abwehr bei einem Eckstoß nicht aufpasst und Dominick Drexler unbedrängt zur Stelle ist, um den Ball einzuschieben. Auch in der zweiten Hälfte lässt es der BVB an Einsatz mangeln und erweckt den Eindruck, den Gegner nicht ernst zu nehmen, so dass man sich am Ende glücklich schätzen kann, nicht nur nach einer kurz ausgeführten Ecke durch Jaden Sancho den Ausgleich zu markieren, sondern am Ende gegen müde und langsamer werdende Hausherren durch Achraf Hakimi und Paco Alcázer in der Schlussphase sogar noch mit 3:1 gewinnen zu können. Die drei Punkte hat der BVB im sprichwörtlichen Sack, aber perspektivisch wird man an seiner Einstellung arbeiten müssen, wenn man langfristig in der Bundesliga Erfolg haben will.

Mit dem 1. FC Köln ist auch eine der lauteren und aktiveren Fanszenen des deutschen Fußballs zurück in der obersten Liga und die FC-Fans sorgen auch heute für eine stimmungsvolle Atmosphäre und feuern ihr Team durchgängig an. Der Gästeanhang hält dagegen und sorgt seinerseits nach einem Intro mit diversen schwarz-gelben Fähnchen für einen guten Support, wobei die Gesamtatmosphäre angesichts der Freundschaft, die die beiden Clubs seit einiger Zeit auf Fanebene pflegen, freundlich bleibt und vielen BVB-Fans am Ende der FC etwas leid tun drüfte, der so unglücklich um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird. Nächste Woch geht es übrigens für beide Fangruppen in die Fremde, denn nicht nur der FC hat ein Auswärtsspiel beim SC Freiburg, sondern die Dortmunder müssen ihrerseits zum zweiten Mal in Folge auswärts ran und besuchen mit dem Bundesliga-Debütanten Union Berlin den nächsten Aufsteiger.