Italien vs. Portugal 3:1 |
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DFB UEFA |
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05.06.2004, Ruhrstadion, Halbfinale U21-Europameisterschaft |
Die U21-Europameisterschaft geht am heutigen Tag in Oberhausen und Bochum in die entscheidende Phase, wo die beiden
Endspielteilnehmer ermittelt werden. Bereits am Nachmittag konnte sich Serbien und Montengro mit einem 6:5 im Elfmeterschießen
für das Finale qualifizieren und jetzt ist es an Italien, das dem Sieger der eigenen Vorrundengruppe nachzutun und für eine Wiederholung des mit 2:1 gewonnenen Vorrundenspiels zu sorgen. Das verhindern will die Vertretung Portugals, die vor dem Turnier als einer der großen Favoriten gehandelt wurde, aber dann dieses Halbfinale nur mit Hängen und Würgen erreichte, als man im letzten Gruppenspiel Gastgeber Deutschland in Mainz mit 2:1 schlagen konnte und der DFB-Elf trotz zwischenzeitlichen Rückstands die lange Nase drehen sollte. Den Endspielteilnehmern winkt übrigens auch die Qualifikation für die Olympiade in Griechenland, die Verlierer des heutigen Tages haben beim Spiel um den dritten Platz die Chance, diese Qualifikation nachzuholen, so daß es sich tatsächlich um ein Turnier handelt, bei dem auch das sogenannte "kleine Finale" eine echte sportliche Bedeutung hat.
In einer hochklassigen Partie, die von beiden Seiten vor allem auch auf spielerisch sehr hohem Niveau bestritten wird, sind es die
Italiener, die sich nach etwas mehr als einer Viertelstunde entscheidend in Szene setzten können. Treffer in der 18. und 23. Minute ergeben einen echten Doppelschlag, von dem sich der Gegner erst mal erholen muß. Das gelingt dem Team von Portugal zwar teilweise, das fünf Minuten später einen eigenen Treffer markiert und somit zurück ins Spiel findet, aber zwingende Szenen der Rot-Grünen sind dann doch allzu selten, als daß man gegen Italien den Comeback-Sieg des letzten Gruppensieges wiederholen könnte. Die Vorentscheidung fällt dann etwa zehn Minuten vor dem Ende der Partie, als Portugal zunähchst den vermeintlichen Ausgleichstreffer feiert - der völlig zurecht wegen eines Foulspiels nicht gegeben wird - und die Squadra Azurri im Gegenzug vormacht, wie man das regelgerecht hinkriegt und den Treffer zum 3:1 erzielt, von dem sich das Team von der iberischen Halbinsel nicht mehr erholt. So geht es für Portugal am Dienstag in Oberhausen darum, die Qualifikation zur EM zu schaffen, indem man sich gegen Schweden durchsetzt, gegen das es in der Vorrunde ebenfalls eine 1:3-Niederlage gesetzt hat.
Von den 7700 Fans im Bochumer Ruhrstadion unterstützen etwa 2/3 die italienische Mannschaft und das verbleibende Drittel ist für Portugal,
während die Anzahl an neutralen Besuchern fast gleich Null ist. Aktiver zeigen sich über weite Strecken der Partie die Portugiesen, die ständig mit Getrommel aktiv sind und sich auch immer wieder mit Sprechchören, die sich allerdings meist auf den Landesnamen beschränken, Gehör verschaffen. Die Italiener dagegen werden eigentlich nur nach den Toren laut und präsentieren dann ihre vielen Schwenkfahnen in den Landesfarben sowie ein oder zwei kleinere Blockfahnen ebenfalls in Grün-Weiß-Rot. Das Halbfinale findet so am heutigen Tag in einem angemessenen Rahmen statt, wobei freilich nicht die Intensität des Supports erreicht wird, die beim Gruppenspiel zwischen Serbien/Montengro und Kroatien herrschte - aber natürlich auch bei weitem nicht (und das ist die Kehrseite der Medaillie) das Aggressionslevel, das der Partie in Oberhausen einen leicht faden Beigeschmack verlieh. Man darf gespannt sein, inwiefern die Anhänger aus Serbien und Montenegro, die mit Kroatien natürlich ihren größten Rivalen als Gegner hatten, auch Aggression ins Finale tragen werden, gelten sie doch generell als nicht immer ganz unkompliziert - für Stimmung und Support sollten die Fans vom Balkan jedenfalls mit Sicherheit sorgen können.
Hier noch eine Beschreibung des Ruhrstadions, das bekanntemaßen in der Bundesliga die Heimstatt des VfL Bochum ist, aus dem Archiv von groundhopping.de: Das Ruhrstadion ist trotz seines inzwischen
vergleichsweise hohen Alters eine echte Perle in der deutschen Stadionlandschaft. Das kompakte kleine Fußballstadion ist deutlich dem (Dortmunder) Westfalenstadion in seiner ursprünglichen Version nachempfunden, verfügt aber im Gegensatz dazu über zugebaute Ecken, wovon die Akustik in der Anlage unmittelbar profitiert. Der Verfasser dieser Zeilen würde sich zu der Aussage versteigen, daß es sich beim Ruhrstadion um die nach dem Volkspark-Stadion/AOL-Arena und dem Westfalenstadion drittschönste Anlage in Deutschland handelt, aber hier kann man wohl geteilter Auffassung sein. Als ein wenig störend mag empfunden werden, daß es zu wenig Stehplätze im Gästebereich gibt - nur noch die Eckblöcke sind so ausgelegt - und daß es vielleicht ein wenig an Kapazität fehlt, obwohl diese durchaus an die typische Resonanz bei VfL-Spielen angepaßt ist - man ist halt nicht der Zuschauerkrösus der Region, sondern liegt eingezwängt zwischen den populäreren Teams im Westen und Osten. Typisch für's Stadion des VfL sind übrigens die Blockbeleuchtungen mit Neonröhren unter den Dächern, die einen sehr charakteristischen Anblick ergeben.
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