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Grenoble Foot 38 |
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Football Professionnel Français L'Equipe Französischer Fußballverband F.F.F. www.foot-national.fr/ |
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08.01.2006, Stade de Lesdiguières, Coupe de France |
Das wohl attraktivste Los in der 10. Runde des Coupe de France hat ohne Zweifel Grenoble Foot 38 gezogen, denn mit Olympique Lyonnais
stellt sich nicht nur die dominierende Mannschaft des französichen Fußballs der letzten Jahre in der Universitätsstadt am Rande der Alpen vor, sondern es handelt sich für französische Verhältnisse um ein Lokalderby, denn es liegen nicht viel mehr als 100 Kilometer zwischen Grenbole und Lyon. Da es dieses Derby aufgrund der unterschiedlichen Klassenzugehörigkeit der Kontrahenten natürlich nicht allzu oft gibt, ist das Spiel auch in dieser Hinsicht etwas Besonderes und der Zweitligist darf sich auf eine gute Einnahme freuen - aber wohl eher nicht auf die Qualifikation für die Runde der letzten 32, denn Olympique Lyonnais stellt im französischen Fußball eine Klasse für sich dar und es ist nicht zu erwarten, daß die Rot-Blauen sich bei einem Team aus dem Mittelfeld der 2. Liga eine Blöße geben werden.
Insgeheim hofft man beim Underdog einer solchen Partie natürlich immer, die Sensation schaffen zu können, von der Verwirklichung dieses Traumes ist
Grenoble allerdings heute während der gesamten Partie weit entfernt. Bereits in der 5. Minute hat Lyon eine gute Chance und nach 12 und 16 Minuten stehen die Gäste abermals kurz vorm Führungstreffer. Was sich bis dahin nur angedeutet hat, ist nach 23 Minuten Realität: nach schöner Vorarbeit und Flanke hat Karim Benzema kein Problem, aus kurzer Distanz einen Treffer für die Gäste zu erzielen. Sieben Minuten später heißt es 0:2 und diesmal wurde der Champions-League-Teilnehmer von einem dicken Abwehrfehler von Grenobles Jermey Stinat begünstigt, der sich das Leder vom viel schlechter positionierten Benzema abluchsen läßt, der so auch der Schütze des zweiten Treffers wird und dafür sorgt, daß Stinat kurz darauf ausgewechselt wird. Kurz vor und nach der Pause gibt es eine kleine Drangphase der Hausherren, aber die beantwortet Olympique Lyonnais auf die eigene Art, indem man in der 51. Minute mit einem Treffer, der locker wie im Training herausgespielt wird, auf 0:3 erhöht. Der Rest der Partie gestaltet sich eher langweilig, da die Gäste - die ohnehin auf einige Stars verzichtet haben - das Tempo aus der Partie nehmen. Immerhin erzielt Lyon in der 77. Minute noch einen Treffer und sorgt so für den Endstand von 0:4, der auch in dieser Höhe verdient ist und vermutlich noch viel drastischer ausgefallen wäre, hätte Lyon wirklich ernst gemacht.
Der aktive Teil der Heimfans ist auf einer Hintertortribüne untergebracht - der Tribüne Marcel Finet-, vor der man
einige Minuten vor Spielbeginn ein Transparent aufspannt, das auf Französisch verkündet "Ohne Furcht und ohne Tadel werden unsere Ritter nicht aufgeben". Zum Einlaufen der Mannschaften wird dann ein Intro über die ganze Tribüne daraus, bei dem mit roten Papptafeln ein Hintergrund dargestellt wird, vor dem zwei goldene Kreuze zu sehen sind sowie ein Transparent mit dem mutig auf seinem Pferde anrückenden Ritter, der ganz in Schwarz-Weiß gehalten ist bis auf seinen Schild, der das Wappen der historischen Region Dauphiné zeigt, zu der auch Grenoble gehört. Ein weiteres Grüppchen von Grenoble-Fans zeigt auf der anderen Seite ein Intro mit kleinen Fahnen in den Vereinsfarben Weiß und Blau. Die Anhänger aus Lyon sind auf der anliegenden der beiden Gegentribünen untergebracht, der "Tribune Georges Alberto" und halten mit einem Intro dagegen, bei dem sie Rauch in ihren Vereinsfarben Rot und Blau sowie einige Pyros zeigen und zusätzlich diverse Doppelhalter zu bieten haben, bei denen das häufigste Motiv das Wappen der Stadt Lyon ist. Danach versuchen beide Seiten, ihre Teams nach besten Kräften per Gesang zu unterstützen. Phasenweise gibt es dabei vielleicht leichte Vorteile für die Fans von Olympique Lyonnais, auch wenn die Fans aus Grenoble im Gegensatz zu ihrer Mannschaft gut dagegenhalten.
Das Stade de Lesdiguières ist nach einer historischen Gestalt benannt, dem gleichnamigen Herzog, der während der Glaubenskriege im 17. Jahrhundert als
Führer der Protestanten agierte und von König Heinrich IV zum Generalleutenant der Dauphiné ernannt worden war. Es verfügt über fünf Tribünen, deren größte als Haupttribüne zweistöckig gehalten ist und über die komplette Längsseite geht. Gegenüber stehen gleich zwei leicht gegeneinander verkippte Gegentribünen, deren eine als Gästebereich dient. Die Tribüne Marcel Finet ist wie der Ausbau der Längsseiten überdacht, gegenüber gibt es nur eine unüberdachte Stahlrohrtribüne, die jedoch nicht extra für das heutige Spiel aufgebaut wurde, sondern eine ständige Einrichtung im Stade Lesdiguières ist. Die feste Hintertortribüne und die Tribune Georges Alberto verfügen über weiße Sitze, das gilt auch für den Großteil der zweiten Tribüne auf der Gegenseite mit dem prosaischen Namen Tribune Nord, auf der es allerdings auch zwei Blöcke mit blauen Sitzen gibt. Die Stahlrohrtribüne ist mit roten Schalen ausgestattet und richtig bunt wird es auf der Haupttribüne, auf der die Sitze blockweise in allen möglichen Farben daherkommen. Die Tribune Nord ist in anderer Beziehung ein Unikat im Stadion, allerdings handelt es sich dabei um nichts, worüber sich die Besucher in diesem Bereich freuen dürften: hier ist die einzige Dachkonstruktion im Stadion zu finden, die nicht ohne Stützpfeiler vor den Zuschauern auskommt. Eine Flutlichtanlage ist übrigens auch vorhanden und hier erkennt man die Nähe zur Schweiz, denn es wurde die dort typische Bauweise im "Kronleuchterstil" gewählt, also mit in waagerechten Kreisen um einen Mast angeordneten Strahlern.
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