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Fortuna Düsseldorf |
10.09.2004, Multifunktionsarena Düsseldorf, Regionalliga Nord |
Beim dem vorgezogenen Spiel, mit dem heute die Multifunktionsarena Düsseldorf an Platz des alten Rheinstadions eröffnet
wird, kann man sich nicht über einen Mangel an Tradition der beteiligten Teams beschweren. Die heimische Fortuna ist immerhin
einmal Deutscher Meister geworden (1933) und konnte sich zweimal den DFB-Pokal in die Vitrine stellen (1979 und 80) und der schon damals unter diesem Namen spielende 1. FC Union Berlin darf immerhin seinen Briefkopf seit 1968 mit dem Titel FDGB-Pokal-Sieger verzieren. Die jüngere Vergangenheit der beiden spielte sich freilich auf etwas niedrigerem Level ab und die Unioner sind gerade nach ein paar Jahren in der zweiten Liga - zwischendurch nicht ohne Aufstiegsambitionen in die Bundesliga - wieder in der Regionalliga Nord angekommen. Zurück in der Regionalliga ist auch Fortuna Düsseldorf, nur daß der TSV den bitteren Weg durch die Viertklassigkeit gehen mußte und ihm im letzten Jahr nach zwei Spielzeiten Oberligazugehörigkeit der zweite Platz zum Aufstieg reichte, da Staffelmeister SSVg Velbert nicht für die Regionalliga gemeldet hatte. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Teams ist, daß man recht mühsam in die neuen Saison gestartet ist und eher den Kontakt zu Abstiegszone hat als den nach oben, was dem Spiel durchaus einen sportliche Bedeutung gibt, auch wenn die in den letzten Tagen vor der Partie kaum eine Rolle gespielt hat, die von einer Kamapgne der Fortunen geprägt wurde, unbedingt mit mehr als 28075 Zuschauern einen neuen Rekdord für die Reginonalliga aufzustellen. Zunächst störte da auch nicht weiter, daß 1997 mal 45400 Zuschauer bei einem Regionalliga-Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und der SpVgg Fürth im Frankenstadion gewesen sind, inzwischen hat man aber seinen Sprachgebrauch weitgehend geändert und spricht (meist, nicht immer) vom Rekord für die Regionalliga Nord.
Der 1. FC Union fügt sich am heutigen Tag von Anfang an in die Statistenrolle und zeigt vor allem im ersten Abschnitt eine dermaßen
erbärmliche und von Fehlpässen geprägte Partie, wie man sie selten zu Gesicht bekommt. Die Fortuna kann kaum anders, als das Spiel deutlich zu dominieren, überläßt ihr doch jeder zweite oder dritte der in weiß spielenden Berliner immer wieder freiwillig das Leder, indem er es unmotiviert ins Aus oder gleich einem Gegenspieler vor die Füße spielt. Von daher kann Düsseldorf mit einem Halbzeitstand von 1:0 nur bedingt zufrieden sein. Der TSV hat die Abwehr der Unioner zwar immer wieder in Verlegenheit gebracht, die Ausbeute ist mit einem einzigen Treffer aus einem Kopfballaufsetzer nach Eckstoß aber einfach zu schlecht und man muß immerhin befürchten, daß Union gestärkt aus der Kabine kommen könnte. In gewisser Beziehung stimmt das, denn zumindest die Ballsicherheit der Berliner ist im zweiten Abschnitt deutlich besser - man hat den Eindruck, daß Trainer Frank Wormuth seinen mutmaßlich staunenden Kickern in der Pause noch mal erläutert hat, daß man Mit- und Gegenspieler an der Farbe der Spielkleidung unterscheiden kann, aber bis zum Ziel des Spiels ist er dann wohl nicht mehr gekommen, denn von einem druckvollen oder gar torgefährlichen Spiel der Union kann zu keiner Zeit die Rede sein. Den einzigen weiteren Treffer erzielt bereits fünf Minuten nach dem Seitenwechsel die Fortuna, die danach einen Gang zurückschaltet - immerhin muß man in der Mitte der kommenden Woche schon wieder gegen die Amateure des 1. FC Köln ran - und ihren Sieg in der Folge ungefährdet nach Hause bringt.
Zwischen dem TSV Fortuna und seinen Fans ist es in der letzten Zeit immer mal wieder zu Verstimmungen gekommen, weil man auf zwei Forderungen
seiner Anhänger wenig Rücksicht genommen hat, die auf die Einrichtung einer Fankurve als Stehplatzbereich oder zumindest Bewegungsfreiheit über die gesamte Hintertortribüne gedrungen hatten. So wird der Unmut zumindest ein wenig deutlich, als vor dem Spiel ein Transparent mit Aufschrift "Ballspielen und Stimmung verboten!" durch den Heimblock wandert und über die ganze Partie ein weiteres Transparent "Pro Stehplatz Arena" die Gegenseite ziert. Während des Spiels ist das dann aber weitgehend vergessen, wobei es von beiden Seiten kein besonderes Intro gibt, man aber danach per Gesang und Getrommel für eine recht gute Unterstützung der jeweiligen Farben sorgt. Wenn die Fortunen den Rest der Arena zum Mitmachen bewegen können - so zum Beispiel bei Wechselgesängen, bei denen auf das "Fortuna" der Hintertorseite von den Seiten mit "Düsseldorf" geantwortet wird - erreicht man auch eine durchaus erwähnenswerte Lautstärke. Zwischendurch wird es allerdings auch immer mal wieder recht leise und vor allem in der zweiten Hälfte gibt es mehrmals Phasen, in denen über Minuten fast nur noch die unermüdlichen Union-Schlachtrufe zu hören sind - die Fans der Eisernern lassen sich vom armseligen Gekicke ihrer Mannschaft nicht aus dem Konzept bringen - zumindest nicht so, daß das hörbar wäre. Am Ende jedenfalls ist fast alles so gelaufen, wie man es sich bei den Fortunen gewünscht hat: drei Punkte sind gesichert, der Zuschauerrekord der Regionalliga Nord ist in Düsseldorf und hätte vielleicht angesichts des ausverkauften Hauses noch etwas weiter in die Höhe geschraubt werden können und nur die Tatsache, daß es vor dem Stadion recht chaotisch gelaufen sein soll und daß viele Zuschauer zu spät auf ihren Plätzen waren, trübt den Eindruck ein wenig, wobei dazu zu sagen ist, daß offensichtlich viele nicht mit so einem Andrang gerechnet hatten und schlicht zu spät angekommen sind.
Die Multifunktionsarena hat schon vor der Bauphase für reichlich Diskussionen gesorgt. Viele sehen in ihr ein sinnloses Prestigeobjekt,
mit dem sich der als publicitygeil verschriene Oberbürgermeister Erwin sein eigenes Denkmal setzen will, ohne sich über die Wirtschaftlickeit der Anlage Gedanken zu machen. Jetzt ist das 240 Millionen Euro teure Bauwerk kurz vor der Fertigstellung (momentan sind noch nicht alle Ränge mit Sitzplätzen ausgestattet) und es wird sich zeigen, ob die Bedarfsrechnungen Hand und Fuß hatten oder ob man sich - wie die Kritiker befürchten - nicht gegen Konkurrenten wie die Arenen in Köln und Gelsenkirchen wird behaupten können. Eine geplante Eröffnungsveranstaltung mußte jedenfalls bereits mangels Zuschauerinteresse abgesagt werden, so daß man beim heutigen "Soft Opening" (das soll aussagen, daß nach Fertigstellung noch die eigentliche Eröffnung folgt) das volle Haus und die so endlich mal positive Publicity sehr gut gebrauchen kann. Eine Schönheit ist die Multifunktionsarena nicht geworden - das fängt ja schon bei dem nicht allzu blumigen Namen an, geht über die Außengestaltung mit einer recht seltsamen Verkleidung, durch die sie eher wie ein Flugzeughangar aussieht als wie eine Sportstätte und zieht sich bis zur Innengestaltung durch. Zum einen wurde bei den rundum zweistöckigen Zuschauerrängen - zwischen beiden ist noch eine Etage mit verglasten VIP-Logen - wie bereits erwähnt auf Stehplätze verzichtet und dann hat man auf jeden Bezug zur Fortuna verzichtet, die ohnehin in ihrer Regionalligazeit nur gelegentlich hier antreten will. Die Ränge sind mit bunten Plastiksitzen ausgestattet, die scheinbar zufällig verteilt sind und in dieser Beziehung an die Euro-Stadien in Leiria und Aveiro erinnern. Ausgerechnet in der Mitte der Hintertorseite, auf der die Heimfans untergebracht sind, hat man eine dicke Lücke im Unterrang gelassen, um Platz für eine Bühne zu schaffen. Darüber kann man nicht nur bei Fußballnutzung nur den Kopf schütteln - wie kann jemand auf die Idee kommen, an einem Veranstaltungsort für Ballsportarten ausgerechnet direkt hinter dem Tor keinen Platz für Fans vorzusehen? Hier verkündet übrigens noch ein Schriftzug den Namen der Anlage - komplett "Multifunktonsarena der Stadt Düsseldorf" und das Logo der westdeutschen Olympia-Bewerbung dokumentiert eine entgangenene Großveranstaltung, eine zweite ist die Weltmeisterschaft 1996, für die sich Düsseldorf vergeblich als Spielort beworben hatte.
Info
Zu diesem Spielbericht haben wir folgende Erläuterungen von einem Fortuna-Fan erhalten:
Der "Fortuna-Block" bleibt nicht da, wo er am Freitag war. Er wandert nach der Fertigstellung auf die andere Hintertorseite. Der Gästeblock kommt auf die Hintertorseite mit dem Looch in die Ecke - somit sind dann beide Fanblöcke wieder so, wie sie im alten Rheinstadion waren, was die Himmelsrichtung angeht.
Das grosse, furchtbare Loch wird zudem bei Spielen durch eine ein- und ausrollbare Sitztribüne gestopft !
Das Loch ist da, um überdimensionalen Schwertransport wie z.B. die "BOOT" Messe zuzulassen !
Leider wurde von offizieller Seite fast alles an Fahnen, Spruchbändern etc. verboten, so das beiden Seiten keinerlei Choreo möglich war. Erschwährend kommt hinzu, dass grosse Teile der aktiven Fanszene in Düsseldorf eh' gegen das Stadion sind !
Alles andere stimmt. Das Ding ist eine totale Katastrophe und es ist fast alles schief gelaufen. War aber auch die erste Veranstaltung, dass sollte man bedenken !
Das Teil IST ein unnötiges, unwirtschaftliches, überteuertes Prestigeobjekt unseres Oberbürgermeisters !
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