Fortuna Düsseldorf |
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31.10.2012, Multifunktionsarena Düsseldorf, DFB-Pokal |
15 Jahre lang hatte es kein Niederrhein-Derby zwischen dem TSV Fortuna Düsseldorf und dem
VfL Borussia Mönchengladbach
gegeben, seit die Düsseldorfer 1997 aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen waren. Umso größer
war der Unmut, als die Ligapartie zwischen den beiden Rivalen auf den zweiten Spieltag gelegt
wurde und somit das erste Heimspiel des TSV nach dem Wiederaufstieg ins Oberhaus wurde,
für das man nach den Vorkommnissen beim
Entscheidungsspiel gegen Hertha BSC
mit einer Zuschauersperre belegt worden war. Das wurde zwar später auf eine Besuchsbegrenzung
für die ersten beiden Heimspiele der Fortuna auf 30000 abgemildert, hinterließ aber trotzdem
einen schalen Beigeschmack. Das emfpand wohl auch Fortuna - die Glücksgöttin, nicht der
Verein - so, die per DFB-Pokal-Los den beiden Clubs in der zweiten Runde des Wettbewerbs einen
Nachschlag aufgetischt hat, nachdem man sich in der ersten Runde in Burghausen bzw. Aachen
durchsetzten konnte. So heißt es heute ein weiteres Mal "F95 gegen VfL", und das vor standesgemäß
ausverkauftem Haus.
In der Bundesliga hat die Fortuna zuletzt geschwächelt und in zwei Partien neun Gegentreffer
hinnehmen müssen - dreimal so viele wie in den sieben Spielen zuvor. Für die Gladbacher war
zwar auch nicht alles eitel Sonnenschein, aber nach dem 2:0-Sieg in der Europa League gegen
Olympique de Marseille und einem 3:2-Comeback-Erfolg bei Hannover 96 hat man allen Grund,
selbstbewußt in eine Partie zu gehen, zu der man sicherlich mit einer leichten Favoritenrolle
angereist ist. Das ist dann auch tatsächlich schnell festzustellen, denn die Gäste übernehmen
die Partie und machen schon in den Anfangsminuten Druck auf das Fortuna-Tor, was sich in
schnellen Torchancen für den VfL niederschlägt, z. B. durch Alvaro Dominguez (5.) und Igor
de Camargo (10.). In der Folge läßt der Angriffsdruck der Gäste freilich nach, und es dauert
bis zum Ende der Halbzeit, bevor man das Tempo wieder etwas erhöht und zu weiteren Chancen
kommt, damit aber der Fortuna die Möglichkeit gibt, ebenfalls erste Duftmarken zu setzen. Der
zweite Abschnitt bringt einen deutlichen Verfall des Spielniveaus, was vor allem auf die jetzt
unerklärlich passiven Gladbacher zurückgeht, während Fortuna die Offensive sucht, aber erkennen
läßt, warum man in der Liga nicht zu den großen Toreproduzenten gehört. Selbst ein Elfmetergeschenk
- nicht von Schiedsrichter Knut Kircher, dem keine Wahl bleibt - sondern von Arrango, der im Strafraum
selten dämlich einsteigt, wird nicht angenommen, sondern von Jens Langeneke kläglich vergeben.
Die Konsequenz ist nach zwei torlosen Pflichtspielpartien also eine Verlängerung, denn heute muß
schließlich eine Entscheidung her. Die fällt fast in der 91. Minute durch ein Eigentor, als
Gladbachs Martin Stranzel den Ball an den eigenen Pfosten schießt. Besser aus F95-Sicht macht es
schließlich der eingewechselte Rafael, der nach schönem Solo von Kruse eingesetzt frei vor dem
Tor der Gäste auftaucht und das Leder elegant im langen Eck plaziert. Im zweiten Abschnitt der
Verlängerung kommt es noch zur etwas verspätet gestarteten Schlußoffensive der "Fohlenelf", aber
man kriegt das Leder nicht mehr über die Linie, wobei man jetzt auch Grund hat, sich über den
Referee aufzuregen, der dem VfL Borussia einen klaren Foulelfmeter verweigert - letztendlich
scheitern die Gladbacher aber wohl mehr an sich selbst, und so ist es die Fortuna, die sich im
weiteren Pokalwettbewerb versuchen kann.
Wie bereits erwähnt findet das Spiel - natürlich - vor standesgemäß ausverkauftem Haus statt, aber
es sind noch kurz vor dem Spiel am Verkaufscontainer der Fortuna Restkarten für den Gästeblock zu
bekommen. Zusätzlich versuchen zahlreiche Privatverkäufer auf der Straße verzweifelt, ihre
Karten an Mann und Frau zu bringen, was sich in Schwarzmarktpreisen von deutlich unter
Einkaufspreis niederschlägt. Zum Intro gibt es bei den Fortunen zahlreiche kleine Schwenkfähnchen
zu sehen, die vom übertragenden TV-Sender gesponsort wind und
vor dem Spiel an den Sitzplätzen im Heimbereich befestigt wurden. Dazu kommen die
üblichen Fahnen und Banner im Heimblock in der Diagonalen, während die Gladbacher in der
anderen Diagonale
schräg gegenüber nur mit wenigen Fahnen und einem kleinen Doppelhalter angerückt sind - da ist sicher
einiges verboten worden - und sich größteils auf ihre Sangeskraft verlassen und die per Megaphon
vorgegebenen Schlachtgesänge zum besten geben. Insgesamt ist die Stimmung sicherlich nicht schlecht,
aber einem Derby angemessen ist sie dann auch wieder nicht, was vielleicht dadurch erklärbar ist,
daß sie ihren Hauptrivalen rheinaufwärts im 1. FC Köln sehen. In den Fanszenen von Fortuna und
Borussia sind erstaunlich viele Sympathisanten für den jeweils anderen zu finden, wenn auch
vielleicht nicht in den Stimmungsblöcken - und wenn man beim VfL mitteilt, man sie "grün und
weiß bis in den Tod" und hasse "Rot-Weiß-Rot" tanzt wohl bei vielen ein kleiner Geißbock im
Hinterkopf. Den realen Geißbock werden der VfL und seine Fans nun in der aktuellen Spielzeit nicht
mehr zu sehen bekommen, aber der FC hat sich am gestrigen Dienstag per Elfmeterschießen bei
Wormatia Worms in die nächste Spielrunde "gelogen". So kann man beim TSV Fortuna erneut auf
Mithilfe der göttlichen Namensgeberin hoffen, die der Losfee beim Auswahl des nächsten Pokalgegners
des TSV die Kapsel in die Hand geben könnte, in der das Pappscheibchen mit der Aufschrift "1. FC Köln"
steckt.
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