Fola Esch |
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16.07.2013, Stade Municipal de Differdange,
Qualfikation zur UEFA Champions Leauge |
Cercle Sportif Fola Esch wurde 1906 als Verein für Fußball und Tennis gegründet - Fola steht für "Football and Lawn Tennis" - und
gilt somit als ältester Fußballverein Luxemburgs überhaupt. Erfolgreich war man in seiner Anfangszeit auch - immerhin konnte der Club bis
1930 fünf luxemburgische Meisterschaften in seine Heimatstadt Esch-sur-Alzette holen. Das war es dann aber auch, und es dauerte nicht lange,
bis nicht nur der Fußball in Esch, sondern auch der in Luxemburg von Folas 1907 gegründeten Lokalrivalen AS La Jeunesse dominiert wurde, der
bereits 1921 einmal mit dem Gewinn einer Meisterschaft Folas Vorherrschaft durchbrochen hatte und bis heute insgesamt 27 weitere
Meistertitel hinzufügen konnte, was Jeunesse zum Rekordmeister seines Landes macht. Fola kickte unterdessen in der 2. und 3. Liga und
traf schon einmal im Pokal auf das "übermächtige" Jeunesse - zum Beispiel in der
Saison 2000/01, als man den Konkurrenten im eigenen Stade Emile Mayrisch
begrüßen durfte. 2008 schaffte es der CS Fola dann aber zurück in die Eliteliga, und fünf Jahre später hat man seinen sechsten Meistertitel
unter Dach und Fach gebracht - 83 Jahre, nachdem man zuletzt eine Landesmeisterschaft hatte bejubeln dürfen. Somit nimmt Fola Esch auch an
der Qualifikation zur UEFA Champions League teil, in der man heute in einem der wohl größten Spiele seiner Vereinsgeschichte auf
Dinamo Zagreb trifft, der sich 15 der 22 ausgespielten Meistertitel seit der Unabhängigkeit Kroatiens 1992 sichern konnte und eine
aktuelle Serie von acht Landesmeisterschaften in Folge vorzuweisen hat.
2012 und 2013 hat sich Dinamo Zagreb auch wieder für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren können, die man zuvor
zwölf Jahre nicht hatte erreichen können, mußte jedoch beide Male die Segel als abgeschlagener Letzter seiner Vierergruppe streichen.
Das soll diesmal besser werden, aber zunächst müssen sich die Kroaten einmal mehr qualifizieren,
und alles andere als ein deutlicher Erfolg gegen die als Fußballzwerge empfundenen Luxemburger, die übrigens von der Mönchengladbacher
Legende Jeff Strasser trainiert werden, käme einer Blamage gleich. In der ersten Hälfte sieht es nicht so prickelnd aus aus der
Sicht der Gäste, die nur selten das Spiel dominieren können und am Ende mit einem torlosen Remis in die Pause müssen. Gelegentlich
kam sogar Fola Esch unter dem Jubel der heimischen Zuschauer in die gegnerische Hälfte, die größte Chance vergibt dann allerdings
doch Dinamo, als ein Feldspieler Folas das Leder auf der Linie stehend mit dem Kopf an die Unterkante der Latte und aus dem Tor
befördern kann. Im zweiten Abschnitt setzt sich das zunächst fort, und Fola hat sogar per Freistoß noch eine Führungschance, aber
nach einer knappen Stunde bringt Hillel Soudani die Gäste mit einem Doppelschlag auf die Siegerstraße, und eine weitere Minute später bereitet
er einen dritten Treffer - von Duje Čop - vor. Damit ist die Partie entschieden, und im weiteren Verlauf legen Arijan Ademi und
der aus Leverkusen ausgeliehene Junior Fernandes weitere Tore drauf, so daß es schließlich einen standesgemäßen 5:0-Erfolg für den
kroatischen Serienmeister gibt.
Da das erwähnte Stade Emile Mayrisch den UEFA-Anforderungen nicht entspricht, trägt der CS Fola das heutige Spiel im benachbarten
Differdange aus, wo dem heimischen FC 03 seit kurzem das neue Stade Municipal zur Verfügung steht, dessen Tore heute auch für das
Champions-League-Spiel geöffnet sind. Allerdings gilt das bei weitem nicht für jeden, und so müssen einige Anhänger der Dinamo-Ultras
Bad Blue Boys etwa 100 Meter entfernt vorm Stadion an einer Polizeikette ausharren, wo man in der ersten Hälfte mit Sprechchören und
bengalischen Feuern 'fernsupportet' und nach einer Meldung der Polizei versucht, über den angrenzenden Bahndamm zum Stadion zu kommen,
was verhindert werden kann (tatsächlich wurden nur kurz drei einzelne Herren an diesem Bahndamm gesichtet). In der zweiten Hälfte sind
die BBB-Fans schließlich verschwunden, und so wird nur noch im Stadion angefeuert, was sich bei den dort anwesenden Fans beider Seiten
auf direkte Reaktionen auf das Spiel beschränkt. Die Luxemburger sind durchaus begeisterungsfähig und werden laut, sobald Fola über
die Mittellinie kommt, während die Kroaten erst ein wenig aus sich hinausgehen, als endlich die Tore für ihr Team zu fallen beginnen.
Das Stade Municipal ist im Westen Differdanges zu finden, und es verfügt auf den beiden Längsseiten über Ausbau. Auf der einen Seite
findet man eine massive Tribüne, die mit bunten Schalensitzen ausgestattet ist und der es auch nicht an einer Überdachung mangelt,
während es gegenüber drei Stufen gibt, die zum Teil auch mit ein paar Sitzschalen ausgestattet sind. Die anwesenden kroatischen Fans
werden dann allerdings zusammen mit den Heimfans auf der Tribüne untergebracht, während die Gegenseite komplett gesperrt bleibt, wo man
mit etwas guten Willen wohl auch die 'Bad Blue Boys' hätte unterbringen können, deren Probleme allerdings nicht in Luxemburg beginnen,
sondern im heimischen Zagreb, wo man sich mit dem Vereinspräsidium um Mamić überworfen hat und keine Karten von Dinamo verkauft bekommt.
Insgesamt ist das neue Stadion in Differdange eine nette, aber etwas sterile Angelegenheit, und nicht nur Nostalgiker dürften seinem
Vorgänger, dem atmosphärischen Stade du Thillenberg die eine oder andere
Träne nachweinen.
Kommentar
Fola Esch kommt insgesamt als sympatischer kleiner Verein rüber, der bei einem Spiel wie dem heutigen etwas auf verlorenem Posten steht, da
man mit der Organisation etwas überfordert ist. Dabei sind die "normalen" Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins durchaus freundlich
und bemüht, angereisten Menschen, die die Partie verfolgen wollen, zu helfen, was aber leider nicht unbedingt über die Führungsebene des Clubs
gesagt werden kann. So wird im Vorfeld das Stadion als ausverkauft gemeldet, obwohl es vor der Partie noch eine vielleicht knapp dreistellige
Zahl an Tickets zu verkaufen gibt - vielleicht um weitere Anhänger von Dinamo von einer Anreise abzuhalten. Selbst am Telefon wird einigen Leuten
klar gesagt, dass es keine Karten mehr gäbe, was sich wie gesagt später als Falschaussage herausstellt und E-Mails oder sonstige Versuche, Tickets
zu reservieren, werden nicht einmal abschlägig beantwortet. Vor Ort treten die besagten Vereinsfunktionäre zum Teil äußerst respektlos
auf - was bis zu zumindest verbal-aggressivem Verhalten geht. Daß weder weiße Haare, noch ein schöner Anzug ein Freibrief für respektloses
Verhalten sind und man - wenn man schon nicht jedem helfen kann und sei es aus eigener Inkompetenz - zumindest höflich bleiben sollte und
elementare Umgangsformen zu beachten, dürfte eine allgemein gültige Konvention sein, findet aber wie heute einmal mehr empirisch belegt werden kann, nicht unbedingt
überall Beachtung.
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