Niederlande vs. Lettland 3:0
Tschechien

Niederlande
vs.
Lettland 3:0

Lettland




UEFA
EURO 2004




Letztes Spiel: Italien vs. Bulgarien 23.06.2004, Estádio Municipal de Braga, Gruppenspiel Europameisterschaft 2004
Nächstes Spiel:  Portugal vs. England

Ticket
28500 Zuschauer

Nachdem die Tschechische Republik bereits am letzten Spieltag mit Estádio Municipal de Braga - folgt einem grandiosen Comeback-Sieg gegen Holland das erste Ticket der Gruppe D für das Viertefinale der Euro 2004 gebucht hat, wird heute der zweite Vertreter der genannten Gruppe gesucht. Die Tschechen freilich haben sich entschieden, ihre Mannschaft zu schonen und werden in Lissabon mit gleich neun Reserverspielern gegen Deutschland antreten, so daß die DFB-Vertretung, die mit einem Sieg alles klar machen kann, als Favorit für den zweiten Gruppenplatz gilt und die Partie zwischen den Niederlanden und Lettland zur Staffage zu werden droht. Besonders auf der Seite der Holländer ist man vor der Partie ziemlich pessimistisch. Zwar gibt es kaum jemanden, der an einem Erfolg des Oranje-Teams über den Underdog aus Lettland zweifelt, obwohl der dem deutschen Team ein Remis abgerungen und gegen Tschechien trotz Niederlage lange geführt hat, aber am Erfolg der deutschen Mannschaft über das B-Team Tschechiens wird ebensowenig gezweifelt.

Das Oranje-Team zeigt schnell, daß es nicht gedenkt, die verbleibende Chance selbst aus der Hand zu geben, Estádio Municipal de Braga - folgt um nicht am Ende bei günstigem Spielausgang in Lisboa durch eigenes Versagen als Idioten dazustehen. Die Vertretung Lettlands wird von Beginn an unter Druck gesetzt und hat den niederländischen Angriffswellen nur wenig entgegenzusetzen, so daß sofort klar wird, daß es alleine eine Frage der Zeit ist, bis die Fans in Orange zum ersten mal jubeln dürfen. In der 27. Minute ist es dann so weit, als sich die Letten nur durch ein Foul im Strafraum zu helfen wissen und der niederländische Stürmerstar van Niestelroy sicher zum 1:0 für seine Farben einschießt. Der Elfmeter als solcher ist ein wenig umstritten, allerdings hat der schwache dänische Referee kurz zuvor den Holländern einen völlig klaren Strafstoß verweigert, so daß damit wohl der Gerechtigkeit genüge getan ist. Eben dieser van Nistelrooij ist es auch, der nach etwas mehr als einer halben Stunde nach sehenswerter Kombination zum 2:0 einnicken kann, wobei der Unparteiische freilich eine Abseitsstellung des Torschützen im Vorfeld übersieht. Spielentscheidend sind diese Fehler des Referees aber sicherlich nicht, zu deutlich ist der Klassenunterschied zwischen den grandios aufspielenden Holländern und den biederen Letten. In der zweiten Hälfte schalten die Oranjes einen Gang zurück, so daß Lettland jetzt auch mal vor dem Tor auftauchen darf, was jedoch folgenlos bleibt. Die Torchancen ergeben sich weiter auf der anderen Seite, aber der holländische Löwe ist jetzt satt und begnügt sich mit dem Treffer zum 3:0 durch den eingewechselten Makaay in der 83. Minute. Hätte das Team von der Nordsee heute ernst gemacht, hätte es sicherlich mit Leichtigkeit das bisherige Euro-2004-Rekordresultat von 5:0 überbieten können. Und am Ende haben die Holländer ihr Ziel auch so erreicht, denn der 2:1-Sieg Tschechiens - das so als einzige verlustpunktfreie Mannschaft ins Viertelfinale einzieht - über die Elf des DFB bringt die Orangen ins Viertelfinale, auch wenn die deutsche Mannschaft in Lisboa über weite Strecken der zweiten Hälfte überlegen gewesen sein soll und fast gegen die zweite Wahl der Tschechen hätte gewinnen können.

Zu Beginn der Partie herrscht die bei Spielen Hollands übliche Volksfeststimmung, wobei die Laune bei vielen angesichts des als Estádio Municipal de Braga - folgt unausweichlich empfundenen Ausscheidens der Mannschaft in einer vorher als leicht empfundenen Gruppe die Stimmung ein wenig drückt. Dennoch versucht man, das Seine zum Erfolg des Oranje-Teams beizutragen und demonstriert nach außen hin Zuversicht, als man seine Farben mit den üblichen Gesängen wie "Steht auf, wenn Ihr für Holland seid" (natürlich auf Niederländisch) oder "Hup, Holland, Hup!" supportet. Die Nachricht von der 1:0-Führung der deutschen Mannschaft in Lisboa drückt die Stimmung kaum, schließlich scheint es ja nur so zu kommen, wie man es erwartet hat. Als plötzlich Jubel durchs Stadion brandet, ist klar, daß in Lisboa etwas passiert sein muß und tatsächlich haben wohl die ersten per SMS (Einblendungen gibt es keine) vom Ausgleichstreffer der Tschechen erfahren. Eine zweite Jubelwelle noch zur ersten Hälfte erweist sich dann aber als Fehl-Alarm, beim Parallelspiel steht es weiter 1:1-Remis. In der zweiten Hälfte setzt sich das Spiel fort, daß die Holländer ihre Mannschaft singend supporten und dabei den Seitenblick auf das andere Spiel haben, und als dort dann doch noch das 2:1 für die Tschechische Republik gefallen ist, kennt der Jubel in Braga keine Grenzen mehr. Jetzt gibt es auch noch "Schade, Deutschland, alles ist vorbei!" in perfektem Deutsch zu hören, allerdings nicht minutenlang, wie deutsche Legendenbildung später behauptet, sondern vielleicht zwei- oder dreimal. Nach der Partie freilich wird vor dem Stadion euphorisch gefeiert und da gibt es den Schlager dann auch wieder ein- oder zweimal zu hören. Auf der Tribüne verlassen ein paar Niederländer übrigens die Grenzen des guten Geschmacks und verbrennen eine deutsche Fahne, insgesamt bei der eher positiven Atmosphäre der Siegesfeier aber wohl eher eine unangenehme Randnotiz. Der Pessimismus von vor der Partie ist übrigens inzwischen in grenzenlosen Optimismus umgeschlagen, fast jeder der Oranje-Fans ist davon überzeugt, daß die Holländer jetzt den ganzen Weg gehen und die Trophäe mit heimnehmen werden.

Das Stadion in Braga sieht natürlich immer noch so aus wie in der zweiten Runde bei Dänemark v Bulgarien, aber um dem Leser zu ersparen, Estádio Municipal de Braga - folgt dort nachzulesen, hier als Service die Kopie: Wurde schon beim Stadion Estádio Dr. Magalhães angemerkt, daß die Meinungen über die Anlage auseinander gehen, so gilt das für das Estádio Municipal de Braga noch umso mehr. Im nördlichsten Spielort der Euro ist eine Anlage entstanden, die ihresgleichen sucht, wurde das Stadion doch mitten in das Bergmassiv des Monte Castro hineingebaut. Mehr als eine Million Kubikmeter Granit hat man abgetragen, um die eine Seitentribüne quasi operativ in den Berg hineinzubauen und gegenüber entstand eine zweite Seitentribüne, die der Felsenseite als ebenbürtiges Gegenüber dient. Die Dachkonstruktion der beiden Seiten ist mit Drahtseilen verbunden, die für die Stabilität der Überdachung sorgen und ebenfalls einen einmaligen Anblick bieten. Besonderes Charakteristikum der Anlage aber ist, daß die 30000 Zuschauer nur über diese beiden Seitentribünen verteilt werden, denn hinter den Toren hat man von vornherein keinerlei Ausbau vorgesehen. Auf der einen Seite blickt man hier auf ein Felsmassiv, an das für die Euro allerdings eine Anzeigetafel montiert wurde, die später wieder verschwinden soll. Hinter dem anderen Tor befindet sich ein Grashang, so daß man aus den oberen Bereichen der Tribüne einen guten Blick auf die Stadt Braga hat. Ein eindrucksvoller Anblick und ein architektonisches Meisterstück ist das Estádio Municipal mit Sicherheit, aber auch die Nachteile der Anlage liegen auf der Hand. Zum einen ist der Zugang recht mühsam, die Felsenseit ist nur über massive Umwege von der Seite oder über ein Tunnelsystem unterhalb des Platzes zu erreichen, die freistehende Seite muß über fast endlose Treppenhäuser erreicht werden - jedenfalls, wenn man einen Platz im oberen Bereich aufsuchen möchte. Zum anderen lebt Fußball natürlich auch nicht unwesentlich von den Fans hinter den Toren und die fehlen natürlich konstruktionsbedingt im Estádio Municipal de Braga völlig...


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