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23.10.2004, Westfalenstadion, Bundesliga |
Borussia Dortmund und der Hamburger SV waren in den letzten Wochen nahezu ständig in der Presse präsent, wobei
es bei den Hausherren meist um Bilanzen, Verbindlichkeiten, Umschuldungen, Enthüllungen und schrittweise zurück
genommene Dementis ging. Als Ergebnis muß jetzt einmal mehr Reinhard Rauball die Karre aus dem Dreck ziehen, während
der bisherige Präsident Gerd Niebaum zurücktreten wird und sich mit der Titelheldin aus Bölls "Die verlorene Ehre der
Katharina Blum" vergleicht, während der objektiven Beobachter literarisch tiefer greift und ein Zwischending aus König
Arnulf aus "Erik der Wikinger" ("Atlantis geht nicht unter!") und dem früheren irakischen Informationsminister Muhammed Saeed al-Sahaf
("Es gibt keine amerikanischen Panzer in Baghdad") zu erkennen vermeint. Der Hamburger SV hat in der letzten Woche als
Tabellenletzter die Notbremse gezogen und den bisherigen Trainer Toppmöller durch Thomas Doll ersetzt, aber auch bei
den Hausherren hat sich neben der finanziellen fast unbemerkt auch die sportliche Krise eingestellt und so können die
Hanseaten heute mit einem Auswärtssieg sogar an den Borussen vorbeiziehen, die ihrerseits mit aller Kraft um die drei
Punkte kämpfen wollen, ganz nach dem vom zukünftigen Präsidenten ausgegebenen Motto "Sieg oder Blut am Pfosten!".
Bereits nach neun Minuten deutet sich an, daß Dolls und nicht Rauballs Einstand am heutigen Tag gelingen wird, denn die
Dortmunder Verteidigung ist einmal mehr im Tiefschlaf, als Mpenza schön angespielt wird, frei vorm Tor auftaucht und eiskalt
an Roman Weidenfeller vorbei ins lange Eck schießt, der unverständlicherweise am heutigen Tag den Vorzug vor Guillaume Warmuz
erhalten hat. Im weiteren Verlauf des Spiels zeigt sich der BVB geschockt und bis auf die aufopferungsvoll kämpfenden Rosicky,
Koller und Kehl gibt es niemanden, der gegen die sich andeutende Niederlage aufbegehrt. Nach der Pause folgen die besten zehn
Minuten der Borussia und endlich spielt man sich Torchancen heraus und scheitert teilweise nur knapp - aber man scheitert - und
der Höhenflug der Gelbschwarzen findet ein Ende, als der in dieser Szene übereifrige Dede einen Ball unhaltbar ins Tor ablenkt, den
Weidenfeller leicht gehalten hätte. Der BVB ist endgültig im Abstiegskampf angekommen und besondere die Defensivabteilung, in der
heute vor allem Bergdølmo und Madouni jeder Beschreibung spotten, weckt Zweifel daran, ob dieser Kampf gewonnen werden kann, zumal inzwischen die Unsicherheit auf die offensiven Kräfte durchgeschlagen hat, die seit fünf Halbzeiten keinen Treffer mehr erzielen konnten.
In das übliche Intro mit Doppelhaltern und Schwenkfahnen mischen sich immer mehr kritische Stimmen. "Stammplatz für Lars!" (Ricken) wird
da von den einen gefordert, "Wir sind Borussia!" verkünden die anderen und beim Intro zur 2. Hälfte heißt es "Keine Arbeitsstellen" "Für Homm + Gesellen" in Anspielung auf den neuen BVB-Großaktionär Florian Homm, der als gnadenloser Spekulant gilt und nach Meinung vieler mit dem BVB nur ein Spielchen betreibt, um kurzfristig wieder auszusteigen, wobei man wohl allerdings die Sachlage etwas verkennt, daß sich sonst niemand gefunden hat, der die Borussia vor der sofortigen Insolvenz retten mochte. Der Spielverlauf ist natürlich nicht dazu angetan, die Lage zu beruhigen und so sind nach zwischenzeitlich passablem Support am Ende des Spiels viele mit ihrer Geduld am Ende und begrüßen die wenigen Spieler, die sich in die Kurve trauen, mit einem gellenden Pfeifkonzert. Die Unmutsbekundungen setzen sich nach dem Spiel fort, als zahlreiche Fans die Busausfahrt des Stadions belagern und sich mit Sprechchören wie "Wir haben die Schnauze voll" oder "Bundesliga zwei, Dortmund ist dabei!" Luft verschaffen, bis sich ihnen Rauball und einige Spieler zur Diskussion stellen.
Die Anhänger des Hamburger Sport-Vereins hatten dagegen verständlicherweise ihren Spaß mit der Partie. Sie nehmen fast die komplette
Nordtribüne ein und bilden eine weitere kleine Kolonie auf der Ostseite, wo es zum Teil zu Animositäten zwischen ihnen und den darunter sitzenden Heimfans kommt. Zum Intro gedenken die HSVler ihres kürzlich verstorbenen Ex-Spielers Andi Sassen mit einem Transparent, in dem der Name und ein Kreuz in Schwarz auf Weiß zu sehen sind, während des Spiels hat die Trauer dann aber ein Ende und man unterstützt sein Team mit teilweise beträchtlicher Lautstärke, wobei es nur selten leiser wird, bis man dann die BVB-Fans, von denen vor allem auf den Seitentribünen viele vorzeitig den Ort des Geschehens verlassen, mit "Ihr könnt nach hause geh'n!" verabschiedet.
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