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19.10.2003, Abteisportpark Donatusstraße, Bundesliga Frauen |
Eine Woche nach dem Erringen der Fußballweltmeisterschaft durch die Frauenauswahl des DFB setzt die Bundesliga
mit dem 4. Spieltag die für das Turnier in den USA unterbrochene Saison fest, wobei man sich von der Euphorie um das Nationalteam einen neuen Wind auch in der Meisterschaft verspricht. Zumindest ist beim Spitzenspiel zwischen den Frauenfußballclubs aus Brauweiler und Frankfurt die ARD vor Ort, um für die Sportschau zu übertragen - im Frauenfußball nicht alltäglich. Auch die Tatsache, daß zwei der Partien vor einer vierstelligen Kulisse stattfinden - auch beim Spiel von Heike Rheine gegen Bad Neuenahr haben sich über tausend Zuschauer eingefunden -, darf als ungewöhnlich bezeichnet werden, wobei man sich bei den Bundesligisten natürlich schon erhofft, diesen Sonderfall für die Zukunft zur Regel machen zu können. Die Gastgeberinnen haben mit einem Sieg in Freiburg bei Niederlagen gegen Potsdam und Duisburg erste drei Punkte auf ihrem Konto, haben allerdings auch recht schwere Gegner gehabt - allerdings nicht so schwer wie heute. Der amtierende Meister aus Frankfurt hat zwar erst sechs Punkte erringen können, aber mehr waren bislang auch nicht machbar, ist man doch ein Spiel gegenüber den Konkurrentinnen in Rückstand, was angesichts des Gegners - SC Freiburg - wohl auch nicht weniger als drei Punkte bringen dürfte.
Drei Punkte erhoffen sich die Titelverteidigerinnen natürlich auch aus Pulheim, aber auch die Hausherrinnen aus
der Peripherie von Köln sind nicht gewillt, die Punkte kampflos preiszugeben - schon gar nicht vor der heutigen Kulisse. Nach einer guten Viertelstunde schaffen es die in Blau-Weiß angetretenen Brauweilerinnen nicht mehr, dem Druck des Meisters standzuhalten. Nach schönem Zuspiel per Heber setzt Renate Lingor ihre Mannschaftskollegin Katrin Kliehm in Szene, die sich frei vorm Tor nicht mehr die Gelegenheit entgehen läßt, die mit fünf Weltmeisterinnen angetretenen Hessinnen in Führung zu bringen. Bis zur Halbzeit haben die Gäste auf 4:0 erhöht, so daß am Spielausgang kein Zweifel mehr besteht. Unmittelbar auf den Ehrentreffer für Brauweiler zum Zwischenstand von 1:4 stellen die Frankfurterinnen den alten Abstand wieder her - wie beim Treffer zum 0:4 per Foulelfmeter - und in der 77. Minute sind es dann noch mal die Rot-Weißen, die den Schlußpunkt setzen. Nach vier Spieltagen stehen so also mit dem FFC Frankfurt und Turbine Potsdam - die Brandenburgerinnen siegen beim in dieser Saison zum VfL Wolfsburg mutierten WSV Wolfsburg-Wendschott gar mit 1:9 - die beiden Teams verlustpunktfrei da, die im Vorjahr den Titel unter sich ausgemacht haben.
Bei den 1300 Zuschauern, die der Partie folgen - ein paar weitere sehen noch von außerhalb des Zaunes zu, da sie
sich wohl die 6,50 € Eintritt nicht leisten können - handelt es sich zum Großteil nicht unbedingt um ein typisches Fußballpublikum. Zwar sind den Frankfurterinnen auch Fans gefolgt, die das Stadion mit Transparenten verzieren - eins davon mit der interessanten Kombination SV Meppen / 1. FFC Frankfurt -, Fanblöcke oder lautstarken Support sucht man aber am heutigen Tag an der Donatusstraße vergeblich. So beschränkt sich die Geräuschkulisse im Wesentlichen auf die Plastikratschen, die zu Beginn der Partie verteilt wurden (fatalerweise natürlich auch an Kinder) und gelegentliche Zwischenrufe. Dennoch machen die Zuschauer durchaus den Eindruck, Gefallen an der Partie zu finden - obwohl der überwiegende Teil natürlich auf einen anderen Ausgang gehofft hat - und man darf gespannt sein, wie sich die Zuschauerzahlen weiter entwicklen, wobei der klare Spielausgang wohl schon eins der Problem der Frauenbundesliga - die zu großen Leistungsunterschiede zwischen den Teams - aufzeigt. Allzu eindeutig vorhersehbare Spielausgänge werden nun einmal von Fußballfans nicht allzusehr geschätzt - es ist im Sinne der Attraktivität der Liga zu hoffen, daß die Meisterschaft im laufenden Jahr wie in der letzten Saison bis zum Finale der Spielzeit spannend bleibt!
Leider muß man dem Abteisportplatz bescheinigen, nicht gerade ein Spielort zu sein, dem zugetraut werden kann,
auf Dauer eine größere Menge von Menschen anzulocken. Der Ausbau beschränkt sich auf drei Stufen auf einer Längsseite und allein die Tatsache, daß es weder eine Überdachung gibt noch einen sonstigen Schutz vor Regen und Schnee, wird wohl spätestens bei ungünstigeren Wetterbedingungen dafür sorgen, daß die Leute lieber zu Hause bleiben. Immerhin verfügt die Anlage über ein Flutlicht in Form von ein paar mit wenigen Strahlern ausgestatteten Masten. Wenn man wirklich die Attraktivität des Frauenfußballs auf lange Sicht steigern und in neue Zuschauerdimensionen vorstoßen bzw. die heutigen zum Normalfall machen will, sollten wohl eher Spielorte wie das Stadion am Brentanobad des heutigen Gegners, das Jahnstadion von Heike Rheine oder das "Karli"-Liebknecht-Stadion von Turbine Potsdam als Sportplätze wie hier in Brauweiler der Maßstab für Frauen-Bundesligateams sein. Äußerst kontraproduktiv dürfte da auch der Auszug der Frauen des FC Bayern aus dem sehenswerten Dante-Stadion in München sein.
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