|
SuS Bad Westernkotten |
|
Landesliga Westfalen 5 im WDR-Videotext |
|
12.09.2003, Stadion Zehnthof, Landesliga Westfalen 5 |
Die Gemeinde Erwitte ist den meisten - wenn überhaupt - hauptsächlich aus den Verkehrsnachrichten der diversen
Radiosender bekannt, wo sie gerne mal im Zusammenhang mit A44 und der Nachbarstadt Anröchte erwähnt wird, mit der sie sich eine Abfahrt von besagter Autobahn teilt. Fußball gespielt wird aber auch in der aus mehreren verstreut liegenden Teilen bestehenden Stadt. Dazu gehören auch die Heimatorte der heutigen Kontrahenten, so daß es sich bei der heutigen Partie zwischen SuS Bad Westernkotten und Rot-Weiß Horn um ein echtes Stadtderby handelt. Die Gäste werden momentan von einer Welle der Euphorie getragen, sind sie doch zu Saisonbeginn zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die Landesliga aufgestiegen und haben dort mit einem Sieg und einem Unentschieden einen durchaus erfolgreichen Saisonstart hingelegt. Das kann man von den Hausherren nicht unbedingt sagen, die gerade mal einen Zähler auf dem Konto haben und sich heute bei einer Niederlage gar am Tabellenende wiederfinden könnten, während der Rivale die Tabellenführung übernehmen könnte. Das verleiht dem ohnehin prestigeträchtigen Derby einen zusätzlichen Kick, der übrigens auf den Freitag vorverlegt wurde, weil in Horn am Sonntag Schützenfest gefeiert wird.
Nach einer recht unterhaltsamen ersten Halbzeit geht man mit einem torlosen Remis in die Pause. Chancen hatten beide
Mannschaften, wobei die Rot-Weißen die besseren davon für sich reklamieren können, während die Hausherren insgesamt auf mehr Spielanteile gekommen sind. Kurz vor der Halbzeit fordern die Spieler von RW Horn - und ihre Fans - lautstark aber wohl eher zu Unrecht einen Elfmeter, als einer ihrer Leute im Strafraum angerempelt wird und zu Boden geht. In der zweiten Hälfte neigt sich dann nach abermals ausgeglichenem Beginn die Waage doch noch zugunsten der Gäste. Eine als Bogenlampe geschlagene Flanke wird von einem Spieler der Gäste mehr verlängert als geköpft und findet den Weg ins Tor der Hausherren. Deren Widerstand ist spätestens gebrochen, als gute zehn Minuten später ein flachgeschossener Freistoß den Weg quer durch die Abwehr der Gäste findet und auch den Torhüter überrascht, so daß es 0:2 heißt. Zwar bemühen sich die Bad Westernkotter redlich, das Spiel noch mal rumzudrehen, die wenigen Chancen, die dabei zustandekommen, bringen aber nichts ein und die Gäste bekommen durch die jetzt doch sehr offene Spielweise der Hausherren einige Konterchancen, belassen es jedoch beim 0:2.
Auch dem Publikum merkt man die Euphorie bei Rot-Weiß Horn an, denn die Gästefans sind am heutigen Spieltag
eher in der Mehrzahl. Ein kleiner Fanblock der Gäste findet sich vor der Tribüne ein, wo man sein Transparent "Fanclub Red Thunder" aufhängt und mit einer Trommel gelegentlich die Angriffe seines Teams unterstüzt. Support in Form von Gesängen oder Sprechchören gibt es allerdings nicht, bei einer Abseitsentscheidung des Linienrichters, die den Gästefans - diesmal mit Sicherheit berechtigterweise - falsch erscheint, wird es aber doch mal richtig laut und es fallen auch ein paar böse Schimpfwörter in Richtung des Mannes an der Linie. Nach dem 0:2 wird man dann richtig frech und es sind vereinzelte "Absteiger! Absteiger!"-Rufe von den Gästefans zu hören, die ihrerseits beginnen, von einem Durchmarsch in die Verbandsliga zu träumen, auch wenn man weiß, daß man es noch mit ganz anderen Gegnern zu tun bekommen wird als dem heute doch sehr bieder agierenden SuS. Auf Heimseite gibt es auch ein kleines Supportergrüppchen, das ebenfalls eine Trommel dabei hat und sich aus Leuten zusammensetzt, die wohl gerade so eben das Teenageralter erreicht haben - wenn überhaupt -, so daß die Vermutung nahe liegt, daß es sich um Mitglieder einer Jugendmannschaft von Bad Westernkotten handeln könnte. Die 500 Zuschauer, was einen für eine Landesligapartie sicherlich sehr stattlichen Besuch bedeutet, finden sich übrigens zu einem guten Teil erst im Stadion ein, während die erste Hälfte bereits im Gange ist - wohl ein Tribut an die frühe Anstoßzeit von 17:45 Uhr.
Das Stadion Zehnthof kann angesichts der Spielklasse seines Heimvereins durchaus gefallen, findet man doch teilweise in
den Oberligen deutlich bescheidenere Anlagen. Immerhin verfügt es über eine Tribüne, auch wenn die so klein ist, daß ihr wohl der Vorsatz Mini- gebühren würde. Das gute Stück ist vielleicht 30 Meter breit und verfügt über vier Stufen, auf denen gestanden wird und auf deren oberster im hinteren Bereich ebensoviele Parkbänke aufgestellt sind. Die Bänke werden, da sie nicht befestigt sind, von den Zuschauern nach Gusto umarrangiert, in einem Fall sogar von der Tribüne entfernt und an der Begrenzung zum Spielfeld hin aufgestellt. Weiterhin gibt es im Eingangsbereich der Anlage ein kleines Gebäude, in dem die Umkleiden ebenso untergebracht sind wie ein Büroraum und ein Aufenhaltsraum, der - wie eine Tafel in Form eines Spielfeldes an der Wand belegt - auch für taktische Besprechungen genutzt wird. Überdacht ist die Tribüne, deren Rückwand ebenso wie die ansatzweise vorhandenen Seitenwände gemauert ist, mit einer Wellblechkonstruktion, die auch den Bereich vor den Stufen bis zur Spielfeldbegrenzung überspannt. Über Sponsoren scheint man übrigens in Bad Westernkotten reichlich zu verfügen - zwar ist die Hauptseite der Anlage völlig werbefrei, der Rest ist aber dicht mit Werbebanden bepackt, zum Teil sogar zwei- oder dreistöckig. Weiteren Ausbau gibt es im Stadion Zehnthof allerdings nicht, auch wenn zwei weitere Seiten der Anlage begehbar sind - hier ist ebenerdiges Stehen angesagt. Ein Hintertorbereich ist unzugänglich und so, wie dort auf Zuschauer verzichtet wird, wurde in der Anlage auch auf ein Flutlicht verzichtet - was auch erklärt, warum so früh angepfiffen wird: gegen Ende der Partie wird es auch so schon recht dämmerig. Auch eine Anzeigetafel findet man nicht am Zehnthof, dafür gibt es direkt am Eingang einen Fahnenmast, an dem ein Banner mit dem Vereinszeichen der Hausherren baumelt.
|