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SV 04 Attendorn |
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Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen eV Landesliga Westfalen 2 (WDR-Videotext) |
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14.05.2004, Hansastadion, Landesliga Westfalen 2 (Süd) |
Die Stadt Attendorn hatte ihre große Zeit lange vor der Erfindung des Fußballspiels, gehörte man doch als Metropole in den Bereichen Woll-
und Leineweberei dem Deutschen Hansebund an und war so eine der wirtschaftlichen Metropolen in der Umgebung. Das war im 13. und 14. Jahrhundert, in dem man Handel mit internationalen Metropolen wie Brüssel, Lubnice (Polen) und der heute schwedischen Insel Gotland betrieb. Am Ende dieser Zeit schwand der Wohlstand in Attendorn - vielleicht gefördert durch eine Pestepidemie im Jahre 1464. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunders brachte die Biggetalbahn wirtschaftlichen Aufschwung und in den 50er Jahren dieses Jahrhundert wurde der Biggestausee angelegt, der der Stadt Bedeutung als Naherholungsgebiet einbrachte. Zwischendurch waren diverse Fußballvereine in Attendorn gegründet worden und wieder verschwunden, die auf Namen wie "ABC", "Edelweiß" und "Teutonia" gehört hatten, und ab 1930 nannte man sich Sportverein 04 Attendorn. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielten die Sauerländer noch in der Kreisklasse, arbeiteten sich aber in die Bezirksliga vor und konnte mit dem Start dieser Saison den Sprung in die Landesliga schaffen. Hier muß man sich jetzt ein wenig vorsehen, um nicht sofort wieder aus der Klasse abzusteigen. Zu den direkten Konkurrenten gehört auch der SV Ottfingen, der sich nach mehreren Jahren in der Spitzengruppe der Landesliga in der laufenden Spielzeit in der ungewohnten Rolle eines Abstiegskandidaten wiederfindet.
Im ersten Abschnitt liefern beide Mannschaften ein wirklich erbärmliches Gekicke ab und überbieten sich gegenseitig an
Harmlosigkeit. Wenn man schon mal in der Nähe des gegnerischen Tors auftaucht, was den Hausherren etwas öfter gelingt als ihren Kontrahenten, vertändelt man das Leder, bevor es zu einem Torschuß kommt. Der zweite Abschnitt bringt dann allerdings Besserung. Vor allem die Hausherren haben sich offensichtlich viel vorgenommen und drängen auf einen Treffer. Dadurch kommt es jetzt zu Tormöglichkeiten, aber ein Treffer will nicht für Attendorn fallen, so daß der Schuß am Ende nach hinten losgeht. Nach etwas mehr als einer Stunde fällt ein Treffer zur Führung der Gäste, ohne daß die eine richtige Torchance gehabt hätten. Ein Spieler von Ottfingen kommt links außen unmittelbar vor der Torlinie an den Ball, geht mit dem Leder parallel zur Torlinie nach innen und tunnelt den Torhüter der Hausherren aus völlig unmöglichem Winkel. Dieser Treffer wirft die Hausherren nur kurz aus der Bahn, mit einer Niederlage will man sich beim SV 04 dann doch nicht abfinden. Dennoch scheint man auf dem Weg zu sein, die Punkte hergeben zu müssen, da die Zeit jetzt natürlich gegen die Hausherren spielt, aber unmittelbar vor dem Schlußpfiff schafft es der SVO nicht, den Ball vor dem eigenen Tor zu klären, und aus dieser unübersichtlichen Situation fällt der Ausgleichstreffer für Attendorn. Damit bleibt der SV 04 vor dem heutigen Gegner und scheint den Klassenerhalt nach dem Ende des Spieltages bei neun Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz und vier verbleibenden Partien so gut wie geschafft zu haben.
Zu Beginn der Partie gibt es erst mal eine Ehrung und zwar originellerweise nicht für einen eigenen Mann, sondern für den
Trainer der Gäste - Werner Mollo Schumacher. Der Gästecoach ist eine lebende Legende im Kreis Olpe, wo er den Großteil einer 40jährigen Karriere als Trainer verbracht hat, war aber auch im höherklassigen Fußball aktiv, als er in den 70er-Jahren den damaligen Zweitligisten Rot-Weiß Lüdenscheid betreut hat. Danach läuft die Partie dann vor einer ansehnlichen, aber nicht gerade aktiven Kulisse ab. Es haben sich zwar ein paar Jugendliche eingefunden, die sich mit einer Trommel auf der Gegengerade niedergelassen haben und die auch ständig zum Einsatz bringen, aber von echtem Support kann da kaum die Rede sein, auch nicht bei den sporadischen Sprechchor-Versuchen. Ab und zu gibt es auch piepsstimmige Anfeuerung für die Gäste, doch auf beiden Seiten scheint es sich tatsächlich eher um Kinder zu handeln, denen es beim Spiel langweilig ist, als um echte Fangruppen.
Das Hansastadion knüpft mit seinem Namen offensichtlich an die Tradition Attendorns im Deutschen Hansebund an. Es verfügt
trotz des bedeutsam klingenden Namens über keinen übermäßigen Ausbau, hat jedoch alles zu bieten, was eine Sportanlage ihrer Spieklasse haben sollte. Das Fußballfeld selbst ist als Naturrasenplatz ausgelegt und verfügt auf beiden Längsseiten über Graswall, wobei es auf der einen Seite drei Stufen gibt, von der die untere deutlich höher und mit roten Plastiksitzen ausgestattet ist, während der Wall auf der anderen Seite höher bewachsen und wohl nicht für die Zuschauer ausgelegt ist, obwohl sich ein paar während der Partie dennoch darauf niederlassen. Hier ist wie hinter den Toren vor allem ebenerdiges Stehen angesagt, wobei hinter dem einen Tor eine Bierbude zu finden ist, die über ein paar (Garten-)Bänke und Tische verfügt. Beim Platz selbst handelt es sich um eine Mehrzweckanlage mit offensichtlich neuer Tartanbahn, Hammerwurfkäfig und so weiter. Auf den Längsseiten sind jeweils vier Flutlichtmasten mit je zwei Strahlern verteilt, die bei Bedarf für Beleuchtung sorgen können. Hinter den beiden Toren folgen weitere Sportanlagen, auf der einen Seite eine Rundturnhalle, gegenüber ein auf etwas tieferem Niveau liegender Nebenplatz, der ebenfalls mit ein paar Stufen ausgebaut ist und über einen Kunstrasenbelag verfügt. Hier ist auch die Vereinskneipe des SV 04 Attendorn untergebracht, die außerhalb des Geländes des Hauptplatzes liegt, aber vor und während der Partie von den Zuschauern aufgesucht werden kann, was wohl für ein wenig Unübersichtlichkeit in bezug darauf sorgt, ob wirklich jeder sein Eintrittsgeld entrichtet hat.
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