Zentralasien - ein Reisebericht

Zentralasien - ein Reisebericht in zwei Teilen - 1. Teil

zu Teil 2

Die Vorgeschichte

Der Auslöser für die Reiseplanung "Zentralasien" war letztendlich die UEFA, indem der Verband die EM-Qualifikationsspiele des größtenteils exterritorialen Mitgliedsstaates Kasachstan gegen Polen und Finnland auf einen Samstag (7.10.) und den darauffolgenden Mittwoch (11.10.) angesetzt hat. Es sollte doch schon sehr großes Pech sein, sollte man nicht eins dieser beiden Spiele besuchen können und gleichzeitig noch Ligafußball in den benachbarten Staaten Kirgisistan und Usbekistan angucken können, zumal der Doppelspieltag für eine gewisse Flexibilität sorgt. Weitere Flexibilität sollte das 'Design' der notwendigen Visa bringen - in der Region noch unabdingbare Voraussetzung der Reise. Doppelte Einreise für Kirgisistan und Usbekistan und einfache Einreise für Kasachstan wurde schließlich - aus Bequemlichkeitsgründen und damit die Pässe nicht so oft in der Post sind, über eine Agentur, die natürlich auch ein paar Euro dafür verlangt - beantragt und auch erhalten, wobei alle Visa großzügig datiert und über den ganzen oder (im Falle von Usbekistan, wo ein etwas billigeres 10-Tage-Visum reichen sollte) fast den ganzen Zeitraum in der Region datiert waren. Und - ach ja - hinkommen muß man ja auch. Die Tatsache, daß auch Usbekistan in einer Verbandsqualifikation beteiligt sein sollte und zwar auch am 11.11., allerdings leider auswärts in Bangladesch, ließ angeraten erscheinen, am ersten Wochenende eher nicht mit diesem Land zu planen (mögliches Trainingslager zur Vorbereitung?), da aber die Finalrunde in Kirgisistan zur Zeit der Flugbuchung noch nicht terminiert war, mußte hier etwas gepokert werden. Schließlich wurde ein Hinflug für den 5.10. in die kirgisische Hauptstadt Bishkek gebucht und ein Rückflug für den 17.10. aus der usbekischen Haupststadt Tashkent, beides via Moskau und mit der russischen Linie Aeroflot mit Abflug und Zielort Düsseldorf, wobei der jeweilige Abstand zum Wochenende für weitere Sicherheit bezüglich der Spiele und Anreisewege dienen sollte.

Letzte Planung

Mit dem Ablug standen schließlich auch die Termine halbwegs fest. Etwas unglücklich waren die Ansetzungen in Kirgisistan gestaltet, wo zwar bereits am Freitag der Anreise (Ankunft sollte 4:50 morgens sein) gespielt werden sollte, das aber in zu großerer Enternung von Bishkek, um das Spiel auf dem Landweg erreichen zu können. Weitere Spiele sollten am Mittwoch und Freitag stattfinden, aber eben keins wie erhofft am Samstag oder Sonntag. In Taschkent würde nach Auskunft eines Verbandsmitglieds des Usbekischen Fußballverbands auf jeden Fall gespielt, allerdings sei noch unklar ob Sonntag oder Montag und es sei das einzige Spiel an dem besagten Wochenende und die Spiele für Kasachstan standen ohnehin fest, waren aber inwzischen wie erwartet ins Zentralstadion nach Almaty vergeben worden und auf recht späte Termine von 21:00 Uhr und 22:00 Uhr fixiert - wohl wegen der TV-Übertragungen in Polen (- 4 Stunden) und Finnland (- 3 Stunden) zu guter Sendezeit. Eine E-Mail-Nachfrage beim Fußballverband Kirgisistan - eigentlich abgeschickt, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen - hatte gleichzeitig einen Hoffnungsschimmer für das Freitagsspiel gebracht. Nein, per Auto sei es in den Süden des Landes nach Osh nicht zu schaffen, hieß es da, aber es ginge um 8:30 ein Flug von Bishkek nach Osh und damit sollte es kein Problem sein, rechtzeitig im Süden des Landes aufzuschlagen - hoffentlich nicht zu wörtlich gemeint. Gleichzeitig hatte sich leider weniger Tage vor dem Start herausgestellt, daß ein fest eingeplanter Mitreisender wegen einer schweren Krankheit eines nahen Verwandten absagen mußte - Flüge und Visa waren natürlich ärgerlicherweise schon bezahlt, was den aktuellen Streß bei dem Kollegen sicherlich nicht gemildert haben dürfte -,so daß die Reisegruppe schließlich nur aus meiner Frau Almut und mir bestand.

Jetzt geht's los!

Für uns beide konnte es also jetzt endlich losgehen und eine solche Tour startet erst mal mit einem Zeitdiebstahl, denn die besagten vier Stunden Differenz zu Polen gelten natürlich auch für Deutschland und so bedeutet eine Ankunftszeit von gut fünf Uhr, daß die biologische Uhr gerade mal auf ein Uhr steht, die Nacht aber vorbei ist. Außerdem mußten wir bei Ankunft in Bishkek feststellen, daß am Flughafen um die Zeit nicht gerade der Bär tobt. Nur ein paar Herrschaften, die einen mit "Taxi! Taxi! Taxi!" begrüßen, sind nicht nur wach sondern eher hyperaktiv, außerdem haben die Wechselstuben theoretisch offen, aber nur, wenn man es über das Herz bringt, die darin schlafenden Mitarbeiter zu wecken und ein offenes Café gibt es auch - ansonsten ist erst mal tote Hose. Das offene Café ist immerhin schon mal ein lohnender Ansatz und wurde dann auch zusammen mit einem schwedischen Pärchen, das wohl etwas übervorsichtig war und auf jeden Fall erst mal den Sonnenaufgang im Flughafen abwarten wollte, aufgesucht. Irgendwann öffnet dann auch der Ticketschalter der Privatlinie Altynair und ja, es gibt einen Flug um 8:30, die Kosten liegen pro Strecke und Person bei etwas über 40 € und zurück geht es am nächsten Tag auch und zwar 10:30 Uhr ab Osh, was sogar Anlaß zur Hoffnung gibt, Almaty rechtzeitig zum Länderspiel gegen Polen zu erreichen, spricht doch der unvermeidliche Lonely-Planet-Reiseführer von einer fünfstündigen Busfahrt oder dementsprechend etwas schnelleren Tour im Minibus.

Osh

Das Altyn-Air-Flugzeug stellt sich als zweimotorige Propellermaschine vom Typ Anotov AN-24 RV heraus, das einen technisch guten Eindruck macht und uns schließlich auch mit wie die Kätzchen schnurrenden Motoren nach Osh und zurück bringen soll. Die Strecke selbst ist sehr sehenswert, denn eine Propellermaschine fliegt nicht so hoch und so haben wir einen guten Ausblick auf schneebedeckte Gipfel und Gletscher, die zeigen, warum Kirgisistan so stark in zwei voneinander isolierte Zentren unterteilt ist, den an Kasachstan angrenzenden Norden und den an Tadschikistan und Usbekistan angrenzenden als stärker islamisiert geltenden Süden, zu dem auch Osh gehört. Dort angekommen heißt es erst mal, die Brüder Taxi, Taxi und Taxi, die sich sofort vorstellen wollen, zu ignorieren und sich stattdessen gemütlich in einen Minibus zu breitzumachen, dem nicht nur für diese Region so typische Fortbewegungsmittel in Form eines Kleintransporters, der ohne festen Fahrplan, dafür aber mit einer festen Route unterwegs ist und losfährt, wenn er voll ist. "Basar" hört sich da als Ziel schon mal gar nicht schlecht an und ist es letztendlich auch nicht. Der Basar von Osh zieht sich entlang einer Straße im Zentrum der Stadt und ein nettes Hotel - Doppelzimmer mit Dusche ca. 12 €, wie sich herausstellen sollte - kann auch direkt aus dem Bus erspäht werden. Dort erst mal eingecheckt und dann zu Fuß aufgemacht, die Stadt erkunden und möglichst rauszufinden, wo das Stadion ist, bzw. ob das im Lonely Planet auf der Kart von Osh verzeichnete Stadion das ist, in dem die Partie stattfinden soll. Das stellt sich schließlich als korrekt heraus und so lassen sich die Erkundigung von Osh und der Weg zum Stadion gut kombinieren, denn man muß eh etwa zwei bis drei Kilometer quer durch die Stadt marschieren. Der Basar, den es zunächst entlang geht, mach dabei schon einen orientalischen Eindruck, aber dennoch wirkt auch Osh durchaus europäisiert und so ist neben traditionellen Gewändern auch immer wieder europäische Kleidung zu sehen - das Verhältnis dürfte so 50/50 sein. Orientieren kann man sich recht gut an dem einen sichtbaren Berg namens "Salomons Thron" am Rand der Stadt. Nachdem es über den Basar gegangen ist, kommt man durch einen Park und dann kommen auch schon bald Flutlichtmasten in Sicht. Am Stadion findet sich nicht nur ein Spielplakat - stattfinden sollte die Partie also - sondern auch ein Restaurant, so daß man noch für das zuletzt etwas vernachlässigte leibliche Wohl sorgen kann. Irgendwann geht es dann auch ins Stadion und man muß feststellen, daß es leider keine Tickets gibt. Nein, ausverkauft ist natürlich nicht - der Zugang zum Spiel ist einfach völlig kostenlos, aber das kann doch nur knapp über 200 Zuschauer an den Ort des Geschehens locken. (alles weitere im Spielbericht). Nach der Partie - Anstoß 16:30 Uhr - beginnt es dann auch schon spürbar zu dämmern, also geht es ins Hotel, den verpaßten Schlaf der Nacht zuvor nachholen, was auch bestens gelingen soll - angesichts der geplanten frühen Abreise ist der Sightseeing-Aspekt in der Stadt, die gerade ihr 3000jähriges Jubiläum gefeiert hat, so etwas kurz gekommen, aber man kann halt nicht alles haben. Das Gründungsdatum der Stadt ist dabei natürlich eher geraten, aber man legt in Osh schon Wert darauf, daß man in einer Stadt lebe, die "älter als Rom" sei.

Zurück nach Bishkek und weiter nach Almaty

Am nächsten Morgen heißt es um 8:00 Uhr frühzeitig auschecken - obwohl die Busfahrt nur ein paar Minuten gedauert hat, will man ja doch nichts riskieren! - und es geht zum Flughafen, wo wir natürlich viel zu früh sind und erst mal längere Zeit abhängen können, bevor es dann direkt zum Boarding geht (die Tickets haben wir ja schon in der Hand). Jedenfalls klappt wieder alles hervorragend und so ist landet die Maschine mittags wie geplant in Bishkek, wo es zur offiziellen Taxi-Bude geht. Dort kurz klargemacht, daß man jetzt auf kürzestem Weg dahin will, wo ein Mini-Bus nach Almaty startet, was der von seiner Zentrale instruierte (wie fast alle hier nur russisch sprechende) Taxifahrer dann auch hervorragend löst, denn er setzt uns direkt neben einem knatschgelben Minibus ab, in dem man offensichtlich gerade noch auf die letzten beiden Mitfahrer gewartet hat - Bingo! Etwas beengt, aber nicht wirklich unbequem geht es dann also los Richtung Kasachstan, dessen Grenze unweit hinter Bishkek kommt und sich durch einen längeren Stau ankündigt. Aber egal - man muß ja auch selbst erst mal ins Land, also wird es den anderen Mitfahrern gleich getan, die den Bus verlassen und zu Fuß in ein Grenzgebäude gehen, wo man erst mal den Ausreisestempel aus Kirgisistan bekommt - das ist einfach - und sich dann in einen längeren Stau zur kasachischen Kontrolle anstellt, wo man auch gleich ein Zollformular ausfüllen darf. Endlich vorne angekommen scheint den Kontrollbeamten etwas zu irritieren (vielleicht die fehlende Einladung oder Hotelreservierung, die erst seit kurzem nicht mehr Voraussetzung zur Einreise per Touristenvisum ist?) - jedenfalls liefert er uns erst mal (zum Glück unter Umgehung der Schlange) am Nachbarschalter ab, bevor da allzu große Sorge entstehen kann, gibt es dann aber doch den Stempel und grünes Licht für die Einreise - das Ganze hat vielleicht 40 Minuten gedauert. Der Bus ist inzwischen noch nicht auf der anderen Seite, also sucht man erst mal die bekannten Mitfahrer und gesellt sich ihnen zu - zwischendurch geht es noch kurz ans Büdchen, Geld tauschen, wodurch man zum ersten mal in den Besitz einer Währung Namens Tenge kommt - 100 davon gibt's für so etwa 6,25 €. Aufgrund eines Internet-Forums, wo das empfohlen wurde, haben wir übrigens in Deutschland Noten in US-Dollar erworben, das scheint aber überflüssig zu sein, denn eigentlich kann man auch überall in der Region Euro eintauschen und am Flughafen Bishkek sowie in Almaty funktoniert auch das Geldziehen am Automaten völlig unproblematisch, wie wir dann auch noch mehrmals erproben dürfen. Irgendwann hat's dann auch der Zitronen-Bus über die Grenze geschafft und es kann weiter gehen, bis die Peripherie von Almaty auftaucht und man dann schließlich an der etwas außerhalb gelegenen Sairan International Bus Station abgesetzt wird.

Ankunft in Almaty

Damit stellt sich erst mal das Problem, wie man von hier aus weiter kommt und zwar möglichst direkt zum Stadion, um fünf Stunden vor dem Spiel die Ticketfrage zu klären. Immerhin verkehren auf der Hauptstraße neben dem Busbahnhof Busse und Minibusse (warum gibt es eigentlich hier, wo man wirklich mal eins hätte brauchen können, keine Taxis?), so spekulieren wir, daß wir weiter in die Richtung müssen, in die der Bus aus Bishkek gefahren ist und besteigt direkt den ersten Bus, um sich mit einem fragenden "Stadion Zentralny" an den Busfahrer zu wenden. Der schüttelt den Kopf und blickt stirnrunzelnd auf das dargebotene Blatt nebst Kugelschreiber, bis es dann irgendwann klickt, er beides entgegen nimmt und eine "67" aufschreibt. Das ist doch mal ein Fortschritt! Tatsächlich taucht kurze Zeit später ein Bus mit der Nummer Siebenundsechzig auf und der Ticketverkäufer - die fahren in der Region stets zusätzlich zum Fahrer im Bus mit - nickt begeistert auf die Frage "Stadion Zentralny" und irgendwie können wir auch klar machen, daß wir möglichst bei Ankfunft am Stadion informiert werden wollen. Das klappt nach etwa 20 Minuten Busfahrt dann auch ganz gut und trotz gegenteiliger Befürchtungen hat der Ticketschalter geöffnet, wo es noch Karten für die Gegengerade zu etwa 5 € gibt - und dennoch einen blühenden Schwarzmarkt, auf dem man versucht, uns die gleichen Tickets für zuerst 100 und dann 50 $ zu verkaufen, aber nur, weil man ein Tourist ist, muß man ja nicht völlig bekloppt sein oder gewillt, die kasachische Schattenwirtschaft mit irgendwelchen Fantasiebeträgen anzukurbeln, oder?

Die unglaublich mühsame Klärung der Übernachtungsfrage

Wie das Stadion am Südrand der Stadt, aber im Gegensatz dazu eher im Westen, weiß der Lonely Planet von einem günstigen Hotel, das jetzt angesteuert werden soll, da man ja noch genug Zeit hat, zu Fuß, statt einen der Busse zu nehmen, die dauernd an einem vorbeifahren. Das soll sich als Fehler erweisen, denn der Laden existiert nur noch in Form einer Aufschrift an der Wand, eine offene Tür oder sonstige Zugangsmöglichkeit kann nicht gefunden werden. Das gilt auch für den "similar place on the other side of the road", den der LP angekündigt hat, aber immerhin soll es in dem Bereich noch zwei weitere Hotels in unserem finanziellen Rahmen geben. Leider stellt sich heraus, daß das eine voll ist und das andere inzwischen renoviert wurde, so daß das Doppelzimmer hier nicht mehr 40 $ kosten soll, wie der Reiseführer nahe legt, sondern mit schlappen 135 € berechnet wird. Das erscheint wenig attraktiv und so ist erst mal ein weiterer Fußmarsch angesagt - vielleicht hätte man spätestens jetzt ein Taxi rufen sollen -, aber immerhin endet das Ganze an einem altmodischen russischen Hotel, bei dem es Zimmer gibt und zwar dem Doppel mit 7500 Tenge (also etwas weniger 47 €) zu einem Kurs, der halbwegs im Rahmen ist. Wer russische Hotels kennt, weiß, wie es hier aussieht. Im Foyer gibt es ein paar kleine Läden, auf jedem Stockwerk sitzt ganztägig eine Etagendame, die die Schlüssel ausgibt und beim Verlassen des Hotels wieder einsammelt. Die Zimmer erweisen sich als geräumig und mit WC/Bad ausgestattet, wobei das Wasser ein wenig Überlegungszeit braucht, dann aber richtig knallig heiß wird. Die Betten locken zwar, aber für so was ist jetzt keine Zeit mehr, denn der Spieltermin drängt, und so geht es erst mal - jetzt vernünftigerweise mit dem Bus - zurück zum Zentralstadion, wo man eine gute halbe Stunde vor Anpfiff des Spiels den Ground betritt, in dem später mit Ebi Smolarek ein für den BVB-Fan alles andere als unbekannter Spieler das einzige Tor des Tages erzielen soll... (Spielbericht)

In Almaty

Die aktuelle Planung sieht drei Tage in Almaty vor - so spart man sich auch noch die nach fünf Tagen fällige Registrierung bei der Ausländerbehörde - und dann soll es zurück nach Bishkek gehen, von dem man ja bislang nur den Flughafen kennt. Dort soll der Dienstag genutzt werden, die Stadt anzusehen, mittwochs wollen wir ein weiteres kirgisisches Ligapspiel ansteuern und schließlich am Donnerstag per Bus oder Auto die Bergstrecke bewältigen, die freitags zuvor überflogen worden, um dann nach Usbekistan einzureisen und über Andischan nach Taschkent zu kommen - was noch völlig über den Haufen geworfen werden soll. Heute jedenfalls ist Sightseeing angesagt und da hat Almaty so einiges zu bieten, z. B. eine schöne neue Moschee, die ebenso prächtige hölzerne Auferstehungskathedrale, der man ihren Baustoff nicht ansieht, die ihm aber wohl zu verdanken hat, zwei Erdbeben Anfang des letzten Jahrhunderts überstanden zu haben, ein monumentales russisches Kriegerdenkmal, eine ebenso momumentales Unabhängigkeitsdenkmal und mehrere Basare.

Auch so manches Gebäude ist sehenswert, zum Beispiel das alte Regierungsgebäude aus der Zeit, als Almaty noch Hauptstadt war, und das Schauspielhaus. Die Stadt selbst ist sehr relaxt und sympathisch, allderdings fehlt ein echtes Stadtzentrum. Etwas Ähnliches ist allerdings eine Fußgängerzone mit einem großen Einkaufszentrum mit dem Namen Silk Way, in der wir uns an den Abenden öfter aufhalten sollten, zumal es hier auch noch ein Internet-Café gibt, das immer offen zu sein scheint, und das Ganze hinreichend nah an unserem Domizil ist. Vorher ist heute allerdings zumindest heute noch Seilbahnfahren angesagt auf den Berg Kök-Töbe, der mit einer Aussichtsplattform einen hervorragenden Blick auf Almaty bietet, von dem aus man aber auch gut die alpinen Berge im Süden der Stadt betrachten kann. Im Internet-Cafe soll es dann noch zu einer unerwarteten Begegnung kommen. Zwar registriere ich sofort, daß mir gegenüber Deutsch gesprochen wird, denke mir aber nichts dabei. Als mich Almut anspricht, guckt unser Gegenüber aber auf und fragt uns "Was macht Ihr denn hier?". Als ob der bekannte Groundhopper Jörg das nicht genau wüßte, der, wie sich herausstellt, aus Richtung China nach Kasachstan gekommen ist und auch beim Spiel gegen Polen gewesen war und mit dem man sich direkt verabredet, am nächsten Tag eine kleine Tour nach Medeu zu machen, wo es auf über 1000 Meter Höhe ein großes Eisstadion und einen Damm - angeblich gegen Lawinen - gibt und danach soll es dann noch zurück zum Zentralstadion und dem dort beheimateten kasachischen Fußballverband gehen, von dem sich Jörg Info über die Terminierung der Ligaspiele des kommenden Wochenendes erhofft.

Planung völlig neu gemischt

Der kasachische Fußballverband bringt uns dann auch eine völlig neue Planung. Zunächst mal gibt es eine ernüchternde Information, denn am Vortag hat ein entscheidendes Zweitligaspiel in Almaty im Dinamo-Stadion stattgefunden, was wir alle - inklusive Jörg - verpaßt haben, was ärgerlich ist, aber natürlich nicht mehr zu ändern. Dann stellt sich aber heraus, daß am Freitag ausgerechnet die Partie Ordobasy Shymkent gegen Shakthar Karaganda stattfinden wird. Shymkent aber liegt unmittelbar an der Grenze nach Usbekistan und es sind gerade mal noch etwas über 100 Kilometer nach Taschkent. Zusammem mit der ernüchternden Kulisse aus dem Osh-Spiel führt das zum endgültigen Streichen Kirgisistans aus der weiteren Reiseplanung, auch es so wenn von dem Bergstaat kaum mehr als einen kurzen Eindruck gegeben hat. Statt sich dort noch mal vor 200 Zuschauern Ligafußball zu geben, soll es jetzt bis Donnerstag Almaty sein, wo man immerhin mittwochs noch das Spiel gegen Finnland ansehen kann, zu dem die hundertfache Zahl von Leuten kommen wird, um dann freitags die Partie in Shymkent zu besuchen und von dort aus noch am gleichen Abend weiter nach Taschkent zu fahren. Für Usbekistan sind ein bis zwei Tage Touri-Tour geplant, um die spielfreie Zeit in den Seidenstraßenstädten Samarkand und/oder Bukhara zu verbringen, um dann am Sonntag oder Montag in der Haupststadt das anstehende Ligaspiel zu besuchen. Das bedeutet, daß man am Ende keins der Mehrfachvisa wirklich ausnutzt, aber auch das bringt einen schließlich nicht um!

Registrierung

Durch die Verlängerung des Aufenthalts in Kasachstan ergibt sich die Notwendigkeit, sich bei der Ausländerbehörde zu registrieren, die wie in den meisten ehemals russischen Staaten als OVIR bekannt ist, auch wenn sie in Kasachstan offiziell anders heißt. Als größte Hürde erweist sich hier das Auffinden des etwas zurückgesetzten Gebäudes, während die eigentliche Registrierung sehr einfach und im Gegensatz zu den Informationen des Lonely Planet auch kostenlos ist. Es wird einfach handschriftlich das Hotel in den Registrierungszettel eingetragen, den man an der Grenze erhalten hat, danach kommt ein Stempel in irgendein Buch und man bekommt Zettel und Reisepaß zurück. Ob es das wirklich gewesen ist, fragt man sich unwillkürlich und sollte nicht noch eine Episode kommen, die diese Frage völlig neu aufwirft, wäre die ganze Prozedur in diesem Reisebericht wohl nicht einmal erwähnt worden...

Über Almaty

Jetzt aber noch ein paar Worte zu Almaty selbst: Die 'Apfelstadt' (so die deutsche Übersetzung, das russische Alma-Ata bedeutet 'Vater der Äpfel') ist auf jeden Fall einen Besuch wert und sie besticht vor allem mit ihrer angenehmen Atmosphäre - die vielen Bäume und Brunnen tragen dazu einiges Positives bei - und ihren freundlichen Menschen, auch wenn über eine Regionalsprache (in der Regel natürlich kasachisch) und russisch hinausgehende Sprachkenntnisse eher selten sind, so daß die Kommunikation zum Großteil auf nonverbalem Wege erfolgen muß. Zumindest die Orientierung ist in der 1,2-Millionen-Stadt denkbar einfach, denn das eigentliche Zentrum ist auf geschätzte 3 x 3 Kilometer beschränkt, in denen es fast nur senkrecht zueinander verlaufende Straßen gibt, deren wichtigere man sich schnell eingeprägt hat. Besonders vereinfacht wird das Zurechtfinden dadurch, daß Almaty übrigens selbst auch noch auf 800 Meter Höhe am Fuße des Tianschan-Gebirges liegt, was dazu führt, daß es von Süden nach Norden ein leichtes Gefälle gibt, an dem man seine grundsätzliche Richtung leicht immer leicht feststellen kann.

Almaty ist kulturelles und intellektuelles Zentrum seines Landes geblieben, auch wenn die Hauptstadt inzwischen in ein Provinzdorf mit Namen Aqmola verlegt worden ist, das bei der Gelegenheit auch gleich in Astana umbenannt wurde, was auf Kasachisch nichts anderes heißt als "Hauptstadt", was wohl durchaus etwas kurios ist, oder gibt es sonstwo auf der Welt eine weitere Hauptstadt, die auch so heißt? Doch zurück zu Almaty: Als weiterer begünstigender Faktor kam für uns das Wetter hinzu, denn es war über die komplette Zeit trocken bei Temperaturen zwischen 22 und 14 Grad, so daß man selbst Abends und Nachts nur selten mal ein Sweatshirt überziehen mußte. Am Mittwoch abend ging es dann wie geplant zum zweiten Länderspiel der Woche, diesemal gegen Finnland und am Ende zum zweiten Mal ohne Treffer für Kasachstan.

Am darauffolgenden Donnerstag war dann aber - durchaus mit etwas Wehmut, wo wir uns hier doch so wohl gefühlt hatten - Abschied von Almaty angesagt und dazu sollte es vom direkt am Nordende der Stadt liegenden Bahnhof Almaty-2 (Almaty-1 ist 17 Kilometer außerhalb) per Nachtzug in Richtug Shykment gehen. Hier wurde in ein Erster-Klasse-Ticket zu 3300 Tenge investiert (also ca. 20 €), wobei sich das Berappen der 7 € Aufschlag auf die zweite Klasse zu 2500 Tenge als geschickter Schachzug erweisen sollte, bescherte uns das doch erwartungsgemäß einen Platz im Liegewagen. Der Zug selbst ist übrigens durchaus nicht unbequem und sogar mit einem Speisewagen ausgestattet. Etwas nervig nur, daß der Liegewagen nicht komplett vergeben worden war, was dazu führte, daß während der Nacht ständig Leute reinkommen und sich auf die nicht aufgebaute Liege setzten, da (zum Teil recht lautstark) ihre Pläuschchen halten, bevor sie wieder verschwinden. Dennoch konnte zumindest ich mich über die Länge der Nachruhe kaum beklagen, habe ich doch den Großteil der 14stündigen Fahrt verschlafen - zum Glück bin ich in dieser Beziehung wenig empfindlich, während sich Almut nach eigener Aussage schon etwas mehr gestört gefühlt hat.


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