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Hammarby IF |
Hammarby IF ist wohl einer der populärsten Vereine ganz Schwedens, was übrigens nicht unbedingt in den
großen Erfolgen der Hauptstädter begründet ist, die über einen zweiten Platz in der schwedischen Meisterschaft
niemals hinausgekommen sind. Tatsächlich hat das Team ein gewisses Underdog- oder gar Rebellen-Image, was dazu führt, daß es außerhalb von Schweden oft in einem Atemzug mit Vereinen wie Celtic Glasgow oder dem FC St. Pauli erwähnt wird, wenn es darum geht, die Atmosphäre bei den Grün-Weißen zu beschreiben. Der Helsingborgs IF hat vor zwei Jahren die Meisterschaft errungen, die Hammarby nie gegönnt war, und reist auch heute als Favorit ins Söderstadion, obwohl auch die Hausherren recht erfolgreich in die Saison gestartet sind und den Kontakt nach ganz oben halten können. Tatsächlich hatten die Südschweden von Helsingborg zuvor bereits einige Titel erringen können. Die Erinnerungen daran sind jedoch angesichts der Daten zwischen 1929 und 1941 ein wenig verblaßt.
Heute ist jedenfalls erst mal Kampf um die Karten angesagt, ist die Partie doch bereits seit Tagen
ausverkauft, so daß diejenigen, die sich nicht rechtzeitig um Tickets bemüht haben, gezwungen sind, auf dem Schwarzmarkt den doppelten bis dreifachen Preis für die begehrten Pappkärtchen zu berappen. Im Stadion nimmt dann der harte Kern der Hammarby-Fans seinen Platz auf der Gegenseite ein - wo heute offensichtlich eine Choreographie vorbereitet wird -, während man den Gästen ein gutes Drittel einer Hintertortribüne überläßt. Nach der durchaus gelungenen Choreographie mit gelben, grünen, weißen und silbernen Papptafeln und Plastikbändern stellt sich schnell Volksfeststimmung unter den Heimfans ein, die ihre Mannschaft pausenlos nach vorne peitschen und auch im weiteren höchste Stufen der Fankultur - zum Beispiel mit Wechselgesängen zwischen den verschiedenen Tribünen - erreichen. Als sich herauskristallisiert, daß die Bajen (gebräuchlicher Spitzname für Hammarby) wirklich die Partie für sich entscheiden werden, legt die Stimmung noch mal zu, so daß die Partie als wahrhaft grandioses Ereignis bezeichnet werden darf.
Das Söderstadion erfüllt nicht ganz so hohe Qualitätsansprüche, hat jedoch aufgrund
seiner Enge durchaus eine stimulierende Wirkung auf die Stimmung während der Partie. Die Längsseiten sind mit Tribünen ausgebaut, wobei die Haupttribüne auf einem ein wenig erhöhten Sockel steht. Der Großteil der Anlage ist mit Holzbänken in Naturfarbe ausgestattet, wobei es sich natürlich ein großer Teil des Publikums nicht nehmen läßt, das Spiel stehend zu verfolgen. Hinter einem Tor findet sich ein Gebäude, in dem u. a. die Geschäftsstelle von Hammarby zu finden ist. Auf der Rückseite hat es Balkone, die offensichtlich als eine Art VIP-Logen genutzt werden. Hinter dem anderen Tor - wo auch die Gästefans untergebracht sind - wurde auf eine Überdachung verzichtet. Weiterhin ist die Anlage mit einer - als Provisorium von einem Kran hängenden - Multimedia-Anzeigetafel ausgestattet, auf die das Spiel übertragen wird. Eine zweite Anzeigetafel hält das Publikum mit einem einfachen Laufband nicht nur über die Ergebnisse auch der parallel laufenden Spiele auf dem Laufenden, sondern auch über die zugehörigen Wettquoten. So kann ein Hammarby-Fan, der das Resultat richtig getippt hat, nicht nur den Heimsieg der Grünweißen bejubeln, sondern sich auch noch über eine 16:1-Gewinnquote freuen.
Stockholmer Derbies gegen Djurgården und den AIK Solna finden übrigens üblicherweise immer im großen Råsundastadion statt, das eigentlich Heimstätte des AIK ist und gut 37000 Sitzplätze zu bieten hat. Bei derartigen Partien - besonders wenn Hammarby und Djurgården aufeinandertreffen - ist übrigens bei den sonst eher friedlichen Schweden Vorsicht angesagt - 1993 kam es zum Beispiel zwischen den als eher alternativ geltenden HIF-Fans und den als eher rechtslastig eingeschätzten Djurgården-Supportern zu einer Massenschlägerei, die per TV live im schwedischen Fernsehen zu sehen war.
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