BVB 09

Borussia Dortmund vs. FC Schalke 04 0:4

Schalke 04

23.09.2000, Westfalenstadion, Bundesliga

Ticket
67.500 Zuschauer

Ausgerechnet der alte Rivale vom Emscherstrand erteilt der Dortmunder Borussia im eigenen Stadion Theodor-Heuß-Stadion eine Lehrstunde, die auch bei einem anderem Gegner den Begriff Demütigung verdient gehabt hätte. Einer hilflosen BVB-Elf, die niemals in der Lage ist, das Spiel zu machen, zeigen die Blau-Weißen mit einem überragenden Andi Möller als Bälleverteiler im Mittelfeld und den brandgefährlichen Spitzen Sand und Mpenza, wie moderner Fußball gespielt wird. So muß man, nimmt man die Vereinsbrille ab, wohl zähneknirschend eingestehen, daß es sich bei dem Spielausgang um einen Sieg für den Fußball handelt.

Nach der verlorenen Partie gegen die Löwen hat noch ein Großteil der dem BVB wohlgesonnenen Presse einen kollektiven Realitätsverlust erlitten. So wurde das erbärmliche Gekicke des BVB in ein gutes Kampfspiel umgedeutet und die hochverdiente Niederlage in einen unglücklichen Spielverlust. Jetzt wird man sich der Wahrheit stellen müssen und beginnen, sich Gedanken zu machen, wie die guten und erfolgreichen Auswärtsspiele mit derartigen Vorstellungen im Westfalenstadion in Einklang zu bringen sind. Meine These dazu lautet, daß es die Borussia versäumt hat, einen adäquaten Ersatz für den verständlicherweise heute mit gellenden Pfiffen und Verräter-Beschimpfungen empfangenen Möller zu verpflichten. Auswärts kann man Konterfußball spielen und das Mittelfeld schnell überbrücken, so daß die erschreckenden Defizite nicht zutage treten, doch wenn bei Heimspielen Ideen gefragt sind, ist kein Spieler da, der der Partie seinen Stempel aufdrücken könnte.

Am Anfang will bei beiden Fangruppen keine rechte Stimmung aufkommen, nach dem 0:1 durch einen (wie die TV-Bilder später zeigen, unberechtigten) Elfmeter ist die Freude natürlich auf der Seite der Knappen. Einen solchen Sieg werden wohl auch die größten Anhänger der Gelsenkirchener kaum erwartet haben. Insbesondere scheinen die Schalker Fans ihren Frieden mit dem zunächst ungeliebten Möller gemacht zu haben, der am Ende - da hat der Verfasser dieser Zeilen freilich den Ort des Geschehens bereits verlassen - sein Trikot in die begeisterte Menge wirft.

Zuletzt noch ein paar persönliche Worte: ich gönne Andi Möller wirklich alles Gute und finde die Reaktion des Dortmunder Anhangs zwar verständlich, aber unangemessen, hat Möller doch in der letzten Spielzeit oft vom Verein nicht den Rückhalt bekommen, der nötig gewesen wäre. Weiterhin ist die Liste der Erfolge, zu denen er Gelb-Schwarz geführt hat, Legion, und da könnte er wohl ein wenig Dankbarkeit erwarten. Derartige Leistungen gegen den BVB bitte ich Andi allerdings dann doch in Zukunft zu unterlassen - gerade im Trikot der Schalker. Dabei teile ich nicht mal die riesige Antipathie, die viele BVB-Anhänger gegen Schalke empfinden - irgendwie sind sich Teams und Fanszene doch nicht unähnlich. Eins sollte dabei aber klar sein: schon aus Prestigegründen sollten sich die Blauweißen damit zufrieden geben, immer einen Platz hinter der Borussia zu bleiben - dabei dürfen sie dann auch gerne Vizemeister werden ;-)

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