Andorra

Andorra vs. Zypern 2:3

Zypern

02.09.2000, Estadi Comunal, WM-Qualifikation, Gruppe 2

Ticket
800 Zuschauer

Um ein Haar hätte bei “Diary of some Groundhopping” ein historischer Moment vermeldet werden Estadi Comunal können, denn nur durch einen Treffer in der 92. Minute werden Spieler und Anhang von Andorra um einen verdienten Punkt gebracht, und dabei hätte es sich um den allerersten Zähler gehandelt, den eine Auswahl des Zwergstaates jemals in einem offiziellien internationalen Wettberwerb geholt hätte. Tatsächlich liegt die Mannschaft Andorras sogar bis zur 78. Minute mit 2:1 vorne, was selbst den Stadionsprecher in Euphorie versetzt, der die Meldung über eine Auswechslung damit verbindet, nochmal genüßlich den Spielstand zu nennen und “¡Forza Andorra!” hinterherzuschicken.

Sogar zu einem Sprechchor rafft sich das Pyrenäenpublikum kurz nach dem Führungstor auf und zeigt damit das, was in dem beschaulichen Zwergstaat vermutlich als der absolute Gipfel von Stimmung und Fußballexzess angesehen wird. Der ganze Staat im allgemeinen und La Vella im besonderen ist wunderbar zwischen den Bergen der Pyrenäen gelegen, auf denen die vorbeiziehenden Wolken bei ansonstem klaren Himmel für ein schön anzusehendes Schattenspiel sorgen. Den höchsten Bekanntheitsgrad hat Andorra nicht wegen herausragender sportlicher Leistungen, sondern als Steuer- und Einkaufsparadies, und das findet man bei Betrachtung der Preise in den zahlreichen Läden und Boutiquen durchaus bestätigt. Für Autofahrer sei hier nur der Preis von einem Liter Super von 128 spanischen Peseten (also ungefähr DM 1,40) genannt.

Estadi Comunal

Estadi Comunal

Das Estadi Comunal faßt nach offiziellen Angaben 1140 Gäste, was die heutige Angabe der Zuschauerzahl etwas gewagt erscheinen läßt. Prunkstück ist eine größtenteils überdachte Tribüne, auf der vielleicht 500 Menschen Platz auf roten Plastiksitzen finden können. In deren mittlerem Bereich findet sich hier auch Raum für VIPs, die jedoch außer Estadi Comunal einer Sitzpolsterung keinen besonderen Luxus vorfinden. Hinter einem Tor kommen noch etwa 200 zusätzliche Sitzschalen hinzu, die im Gegensatz zur Tribüne keinen Aufpreis zum Stehplatz kosten. Weitere Zuschauer müssen sich stehend über die nicht ausgebaute Gegentribüne, die immerhin eine Anzeigetafel enthält, und den ebenfalls nicht ausgebauten Bereich hinter dem anderen Tor verteilen. Auch zahlungsunwilligen Gästen kann geholfen werden: einmal ist das Stadion noch eine halbe Stunde vor Spielbeginn durch einen Seiteneingang unkontrolliert betretbar und dann führt ein Weg oberhalb der Gegenseite auf den Berg, von dem aus sich das Spiel mit kaum größerem Abstand als von der Haupttribüne aus verfolgen läßt. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, daß man es doch als höchst lächerlich bezeichnen müßte, käme jemand auf die Idee, einen solchen Verband - für den noch echte Amateure an den Start gehen - um die gerade mal ca. 24 DM abzuzocken, die für eine Tribünenkarte zu entrichten sind.

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